Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Dienstag, 6. September 2016

Game of Thrones Rewatch: S01E09: Baelor

Um die Gefangenschaft seines Vaters zu vergelten, führt Robb Stark ein Heer nach Süden. Dafür muss er jedoch den Trident überqueren, und die einzige Fuhrt am oberen Flusslauf wird von den Twins der Freys gehalten. Walder Frey stellt seine Bedingungen, die für Robb zwar nicht die angenehmsten sind, in die er aber dennoch einwilligt. Um die Lannisters zur Schlacht zu fordern, ist er bereit, einen hohen Preis zu zahlen. Um die Überlegenheit der Lannisters auszugleichen, entsinnt Robb eine Finte – und kann die Schlacht für sich gewinnen. Zusätzlich kann er sogar Jaime Lannister als Geisel nehmen, ein wertvolles Unterpfand. Indes unterbreitet Varys Ned ein Angebot, um sein Leben und das seiner Töchter zu erkaufen. Zunächst sträubt sich Ned dagegen, doch das Argument, seine Töchter mit dem Geständnis seiner Schuld zu retten, ist stark. Im fernen Essos kämpft Dany um das Leben Khal Drogos. Er liegt im Sterben und sein Khalasar droht auseinanderzubrechen. Selbst Blutmagie scheint Dany jetzt Recht zu sein – auch wenn es sich als fataler Fehler erweisen könnte. 

Tja, nun … Das Ende dieser Folge … Nachdem ich diese Folge gesehen habe, sitze ich mal wieder etwas fassungslos da. Typisch Game of Thrones halt. Aber fangen wir besser wie immer von vorn an.

Ich mochte wieder einmal das Gespräch zwischen Varys und Ned ganz am Anfang. Nachdem ich in der letzten Folge eigentlich am Ende erwartet hätte, dass sie zu Ned in seinem Kerker überblenden, geht es dieses Mal wenigstens genau da los. Wie man mittlerweile festgestellt haben dürfte, liebe ich starke, gute Charakterisierungen, die hier wieder einmal deutlich zum Tragen kamen. Varys sagt Ned offen heraus, was er will: Frieden. Er will, dass Ned auch das im Blick hat, selbst wenn es für ihn bedeutet, über seinen eigenen Schatten zu springen. Ned lehnt erwartungsgemäß zunächst an und will offenbar nicht einlenken. „Pity“, sagt Varys und spricht aus, was alle Zuschauer in diesem Moment denken. „Such a pity.“ Manchmal will man Ned einfach an die Gurgel.

In dieser Folge erleben wir auch das erste Mal Lord Frey, und mit Sicherheit nicht nur ich will ausrufen: „FUUUU!“ Ekliger alter Sack. Steht mit einem Fuß schon halb im Grab, und legt sich ein fünfzehnjähriges Mädchen als Frau zu, die er wahrscheinlich sogar noch schwängern könnte. Er ist einfach widerlich. Zumal ich annehme, dass alle weiteren Personen in seinem Audienzsaal seine Kinder und Kindeskinder waren. Und das sind nicht wenige … Abgesehen davon: Eben weil dieser Charakter so starke Emotionen hervorruft, ist er sehr gut dargestellt, finde ich.

Sehr beeindruckt hatte ich auch von Anfang an, dass Lord Comander Mormont Jon sein Schwert Longclaw gibt. Nicht nur, weil dieses aus Valyrian Steel ist, sondern, weil dieses ungemein wertvolle Schwert eigentlich an Mormonts Sohn Jorah hätte gehen sollen. Dass er sich stattdessen dafür entscheidet, es Jon zu geben, ist eine große Geste, und Jon weiß das auch.

Sehr mindblowing fand ich auch Maester Aemons Enthüllung, dass er ein Targaryen ist. Ich bin ein großer Fan der Targaryens, weshalb ich das sehr gefeiert hatte. Sie haben Drachen, und ja, das ist für mich ein Argument. Auch abgesehen davon hatte er einige sehr starke Sätze, als er gegenüber Jon davon spricht, dass viele bereits vor der Entscheidung standen, ihren Eid als Bruder der Night’s Watch zu halten oder ihn zugunsten ihrer Familie zu brechen – und dann für den Rest ihres Lebens mit ihrer wie auch immer gearteten Entscheidung leben müssen. Maester Aemon spricht an, dass auch er mit dieser Entscheidung leben muss, seit er erfuhr, was beim Sturz der Targaryen-Dynastie mit seiner Familie geschah. Es scheint ihn immer noch zu belasten, habe ich den Eindruck, aber er macht dennoch einen sehr starken Eindruck, weil er fest hinter seiner Entscheidung zu stehen scheint. Jon spricht ihn darauf an, dass er ein Targaryen ist und er erwidert: „I’m a Maester of the Cidadel.“

Sehr schön und nachvollziehbar fand ich auch Danys Verzweiflung, als sie sieht, wie es mit Drogo mehr und mehr zu Ende geht und ihr ihre Macht, die sie durch ihn erhalten hatte, rasant durch die Finger rinnt. Während der Zuschauer natürlich gelassen vor dem Bildschirm sitzt, fällt es einem natürlich leicht zu entscheiden, was wohl das Beste wäre: Jorahs Rat zu folgen und zu fliehen. Aber Dany liebt Drogo von ganzem Herzen (und ist, was ihr wahrscheinlich auch bewusst ist, abhängig von seiner Macht als Khal), womit eine rationale Entscheidung für sie nicht möglich ist. Ich denke, dass ihre Handlungen, so absurd sie auch scheinen mögen (auf Blutmagie zu vertrauen, ist nie gut), mit diesen Rahmenbedingungen durchaus nachvollziehbar sind, zumal ihr auch der Druck im Nacken sitzt, dass Drogos dothrakhqoyi, seine Bloodrider, bereits beginnen, sich über die Herrschaft des Khalasar zu zerfetzen, und das für sie in keinem Fall gut enden kann.

Auch Tyrion hat mit seinen Problemen zu kämpfen, die in den meisten Fällen den Namen Tywin tragen. Er leidet unter seinem Vater, und ich kann mir vorstellen, wie schrecklich das für ihn sein muss, von seinem Vater verabscheut zu werden. Tywin zuckt nicht einmal mit der Wimper, als er befiehlt, dass Tyrion in der kommenden Schlacht in vorderster Reihe kämpfen soll. Er hätte ihn auch gleich zu Tode verurteilen können. Ebenso erfahren wir die Geschichte von Tyrions erster großer Liebe – die in Wahrheit eine Hure und eine arrangierte Partie war. In solchen Momenten lernt man Tywin zu hassen und Tyrion zu bewundern, dass er so stark ist und so tapfer damit umgeht.

Zumindest hatte er Glück gehabt, dass er kurz vor der Schlagt aus Versehen niedergeknüppelt wird und daher mit dem Leben und lediglich einer großen Beule davon kommt.

Auch Robb hat ein paar starke Sätze in dieser Folge. Er hat sichtlich daran zu knabbern, dass er Tywin zweitausend seiner Männer zum Fraß vorwarf und sie damit in den sicheren Tod schickte. Doch er mustert sich mehr und mehr zu einem starken und guten Heeresführer. „One victory does not make us Conquerors“, sagt er zu seinen Männern nach der Schlacht. Aus dem Jungen wurde ein Mann und Krieger.

Tja, das Ende der Folge … Auch nachdem ich diese Folge nun bestimmt schon sieben-, achtmal sah, sitze ich immer noch da und bange. Wird Ned Einsicht zeigen? Wird Ned über seinen Schatten springen? Oder wird er immer noch darauf bestehen, dass er unschuldig ist? Das beinahe Unfassbare geschieht: Er gesteht seine Schuldzuweisungen, Robert Baratheon ermordet und gegen Joffrey konspiriert zu haben. Und dann Auftritt Joffrey – und Auftritt der Gnadenlosigkeit George R.R. Martins. Ned wird von der kleinen blonden Kröte zu Tode verurteilt und keiner hat dies kommen sehen. Selbst Cersei verliert ihre Fassung und redet auf Joffrey ein, dieses Urteil rückgängig zu machen, da sie weiß, was für ein gigantischer Fehler das ist.


Im Prinzip liebe ich ASoIaF bzw. GoT für genau das: Martin hat keine Hemmungen, selbst Hauptcharaktere scharenweise zu meucheln, und ich meine: Wer macht das sonst? Der Hauptcharakter zu sein ist in nahezu jeder anderen Geschichte ein Garant dafür, am Ende noch zu leben. Das ist langweilig! Niemand hat damit gerechnet, dass Ned stirbt. Klar, es starben bisher so einige Charaktere urplötzlich, aber keiner war ein POV-Charakter, zu welchen man naturgemäß oft eine stärkere Bindung hat als zu Nebencharakteren. Gerade das aber löst wesentlich stärkere Emotionen beim Leser/Zuschauer aus. Das Entsetzen ist größer, man will es selbst nicht glauben und fühlt sich in gewisser Weise ohnmächtig, weil man ebenso wenig wie Arya, Sansa oder gar Cersei etwas daran ändern kann, dass Ser Ilyn Payne unerbittlich Ice schwingt und Neds Kopf rollt.

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