Es geht spannend weiter mit dem vierten Demon Cycle von
Peter V. Brett! Die beiden Deliverer Arlen und Jardir gelten als vermisst,
beide die größte Hoffnung ihrer Völker auf einen Sieg. Mit ihrem spurlosen
Verschwinden beginnt ihr Werk zu zerfallen. Jardirs Söhne zerfetzen sich über
dem Erbe des Skull Throne, während sie gleichzeitig einen Krieg gegen die
Nordreiche führen. Ihnen gelingen zwar durchaus bedeutende Eroberungen im
Feindesland, doch Arlens Leute sind ein wehrhaftes Völkchen. Indes hat Arlen
Jardir entführt und hält ihn an einem geheimen Ort gefangen. Dort kann er ihn
überzeugen, dass sie beide zusammenarbeiten müssen, um über die Dämonen siegen
zu können. Ihr Plan ist gewagt: Hinab in den Core steigen und dort die
Dämonenkönigin höchstselbst töten.
Wieder einmal ist das Lesegefühl sehr durchmischt. Arlens
und Jardirs Handlungsstrang ist ausgesprochen packend. Zwar sah es nach dem
Ende des letzten Bandes so aus, als sei mindestens Jardir im Duell der beiden
gestorben, was der Story natürlich auch einige spannende Aspekte verliehen hätte.
Doch so verbünden sich zwei Feinde, die eigentlich gar keine Feinde sind.
Zwischen ihnen herrscht eine Art Hassliebe, die sehr schön herausgestellt wird.
Einerseits erinnern sich beide noch gut an die Freundschaft, die sie einst
geteilt hatten. Doch auf der anderen Seite kann Arlen nicht vergessen, dass
sein krasianischer Freund ihn zum Sterben in der Wüste zurückgelassen hat.
Jardir seinerseits hat zwar durchaus deswegen Gewissensbisse, ist aber dennoch
überzeugt davon, dass er richtig gehandelt hatte. Diese Kombination sorgt für
viel Spannung zwischen den beiden, was wirklich cool zu lesen war.
Hinzu kommt einfach die Idee Arlens, den Krieg in den Core
zu tragen, was ausgesprochen spannend zu werden verspricht. Es ist ohnehin
eigentlich wünschenswerter, dass Peter V. Prett einen größeren Fokus auf die
Dämonen gelegt hätte als auf die ganzen höfischen Intrigen und Ränkespiele. Mir
jedenfalls gefallen die Kapitel stets am meisten, die mehr oder weniger direkt
mit den Dämonen in Verbindung stehen, weil das einfach das ist, was ich von
Anfang an von diesen Büchern erwartet hatte. Es heißt immerhin Demon Cycle.
Es war abzusehen, dass mit Jardirs Tod beziehungsweise
seinem spurlosen Verschwinden sein Reich zu zerfallen beginnt. Das hat viele
Ränkespiele sowohl in Everam’s Bounty zu Folge als auch am Hofe in Fort Miln.
Diese ganze Teepolitik und das viele Gerede waren mitunter ziemlich zäh zu
lesen. Gerade das letzte Drittel das Buch war langatmig und wenig spannend, ehe
es auf den letzten Seiten noch einmal wieder heiß her ging.
Hinzu kommt, dass die Ränkespiele zwar mitunter sehr
ausufernd geschildert werden, aber auf der anderen Seite manches zu kurz kommt.
Wie ein lästiges Insekt wird die Rebellion der chin in Everam’s Bounty abgefertigt und man erfährt quasi nur in
einem Nebensatz hunderte Seiten später, dass die Rebellion von den Nordländern
heimlich finanziert wurde. Gerade das erscheint mir aber ein durchaus wichtiger
Punkt in der Handlung, da das die Krasianer mitten ins Herz getroffen und sie
in ihrem Kriegstreiben erheblich behindert haben muss.
Auch die Namen werden allmählich unübersichtlich. Das
Glossar am Ende ist nicht unbedingt förderlich, da man nicht ständig dorthin
blättern und nachschlagen will, wer zu Geier noch mal Shanvah und wer Shanjat
waren. Die Namen klingen mitunter zu ähnlich, merken sich daher schlecht und
haben keinen allzu großen Wiedererkennungswert.
Immerhin: Leeshas Ringen um ihr Kind und ihre Angst um das
Ungeborene sind überzeugend. Sie hat Angst, sich irgendwem anzuvertrauen in
Sorge, dass das ein Fehler sein könnte, und begeht gerade dadurch einige
Fehler, die sie in Bedrängnis bringen. Das ist ausgesprochen menschlich und
nachvollziehbar. Gerade die Sorge einer Mutter um ihr Kind ist eine starke
Triebkraft, die mitunter zu irrationalem Handeln verleitet, wo man unter
weniger Druck mit Sicherheit einen kühleren Kopf bewahrt hätte.
Einer der lästigsten Aspekte der vorhergehenden Bücher waren
die anfänglichen Rückblenden über viele, viele Kapitel hinweg, die neue
Charaktere und ihren gesamten Werdegang ausführlich eingeführt hatten. Dieses
Mal hatte sich Brett angenehmer Weise damit sehr zurückgehalten und es nur bei
einer kleinen Rückblende über wenige Seiten hinweg, vielleicht 50, belassen.
Die dort eingeführten Charaktere hatten aber an Ende (bisher) keine wirklich
große Rolle in der Handlung gespielt, sodass der Autor die Rückblende auch
hätte streichen können, um gleich mit der eigentlichen und wesentlich
spannenderen Handlung hätte fortfahren können.
Alles in allem hatte das Buch zwar seine wirklich
langweiligen und langatmigen Stellen, aber konnte diese zumindest zum Teil mit
anderen, spannenderen Szenen wieder ausgleichen. Die Reihe bleibt dennoch auch
an diesem Punkt hinter ihren Möglichkeiten zurück und setzt den Fokus der
Handlung nicht immer wirklich optimal.
Daten
The Skull Throne,
Demoncycle 4: ISBN 978-0-345-53149-0, Del Rey, 2016, 7,99$
Weitere Rezensionen
- reading tidbits (dt.)
- Weltenwanderer (dt.)
Weitere Rezensionen
- reading tidbits (dt.)
- Weltenwanderer (dt.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Die Kommentarfunktion auf dem Blog ist abgestellt, um Spam zu vermeiden, aber auch, weil ich all der relativierenden "Ja, aber ...!"-Kommentare müde wurde, die sich mehr und mehr häuften, besonders bei Posts, die keine reinen Rezensionen waren. Ihr könnt mich immer noch über Twitter erreichen.
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.