Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Dienstag, 13. September 2016

Rezension: The Skull Throne (Demon Cycle #4) von Peter V. Brett

Es geht spannend weiter mit dem vierten Demon Cycle von Peter V. Brett! Die beiden Deliverer Arlen und Jardir gelten als vermisst, beide die größte Hoffnung ihrer Völker auf einen Sieg. Mit ihrem spurlosen Verschwinden beginnt ihr Werk zu zerfallen. Jardirs Söhne zerfetzen sich über dem Erbe des Skull Throne, während sie gleichzeitig einen Krieg gegen die Nordreiche führen. Ihnen gelingen zwar durchaus bedeutende Eroberungen im Feindesland, doch Arlens Leute sind ein wehrhaftes Völkchen. Indes hat Arlen Jardir entführt und hält ihn an einem geheimen Ort gefangen. Dort kann er ihn überzeugen, dass sie beide zusammenarbeiten müssen, um über die Dämonen siegen zu können. Ihr Plan ist gewagt: Hinab in den Core steigen und dort die Dämonenkönigin höchstselbst töten. 

Wieder einmal ist das Lesegefühl sehr durchmischt. Arlens und Jardirs Handlungsstrang ist ausgesprochen packend. Zwar sah es nach dem Ende des letzten Bandes so aus, als sei mindestens Jardir im Duell der beiden gestorben, was der Story natürlich auch einige spannende Aspekte verliehen hätte. Doch so verbünden sich zwei Feinde, die eigentlich gar keine Feinde sind. Zwischen ihnen herrscht eine Art Hassliebe, die sehr schön herausgestellt wird. Einerseits erinnern sich beide noch gut an die Freundschaft, die sie einst geteilt hatten. Doch auf der anderen Seite kann Arlen nicht vergessen, dass sein krasianischer Freund ihn zum Sterben in der Wüste zurückgelassen hat. Jardir seinerseits hat zwar durchaus deswegen Gewissensbisse, ist aber dennoch überzeugt davon, dass er richtig gehandelt hatte. Diese Kombination sorgt für viel Spannung zwischen den beiden, was wirklich cool zu lesen war.

Hinzu kommt einfach die Idee Arlens, den Krieg in den Core zu tragen, was ausgesprochen spannend zu werden verspricht. Es ist ohnehin eigentlich wünschenswerter, dass Peter V. Prett einen größeren Fokus auf die Dämonen gelegt hätte als auf die ganzen höfischen Intrigen und Ränkespiele. Mir jedenfalls gefallen die Kapitel stets am meisten, die mehr oder weniger direkt mit den Dämonen in Verbindung stehen, weil das einfach das ist, was ich von Anfang an von diesen Büchern erwartet hatte. Es heißt immerhin Demon Cycle.

Es war abzusehen, dass mit Jardirs Tod beziehungsweise seinem spurlosen Verschwinden sein Reich zu zerfallen beginnt. Das hat viele Ränkespiele sowohl in Everam’s Bounty zu Folge als auch am Hofe in Fort Miln. Diese ganze Teepolitik und das viele Gerede waren mitunter ziemlich zäh zu lesen. Gerade das letzte Drittel das Buch war langatmig und wenig spannend, ehe es auf den letzten Seiten noch einmal wieder heiß her ging.

Hinzu kommt, dass die Ränkespiele zwar mitunter sehr ausufernd geschildert werden, aber auf der anderen Seite manches zu kurz kommt. Wie ein lästiges Insekt wird die Rebellion der chin in Everam’s Bounty abgefertigt und man erfährt quasi nur in einem Nebensatz hunderte Seiten später, dass die Rebellion von den Nordländern heimlich finanziert wurde. Gerade das erscheint mir aber ein durchaus wichtiger Punkt in der Handlung, da das die Krasianer mitten ins Herz getroffen und sie in ihrem Kriegstreiben erheblich behindert haben muss.

Auch die Namen werden allmählich unübersichtlich. Das Glossar am Ende ist nicht unbedingt förderlich, da man nicht ständig dorthin blättern und nachschlagen will, wer zu Geier noch mal Shanvah und wer Shanjat waren. Die Namen klingen mitunter zu ähnlich, merken sich daher schlecht und haben keinen allzu großen Wiedererkennungswert.

Immerhin: Leeshas Ringen um ihr Kind und ihre Angst um das Ungeborene sind überzeugend. Sie hat Angst, sich irgendwem anzuvertrauen in Sorge, dass das ein Fehler sein könnte, und begeht gerade dadurch einige Fehler, die sie in Bedrängnis bringen. Das ist ausgesprochen menschlich und nachvollziehbar. Gerade die Sorge einer Mutter um ihr Kind ist eine starke Triebkraft, die mitunter zu irrationalem Handeln verleitet, wo man unter weniger Druck mit Sicherheit einen kühleren Kopf bewahrt hätte.

Einer der lästigsten Aspekte der vorhergehenden Bücher waren die anfänglichen Rückblenden über viele, viele Kapitel hinweg, die neue Charaktere und ihren gesamten Werdegang ausführlich eingeführt hatten. Dieses Mal hatte sich Brett angenehmer Weise damit sehr zurückgehalten und es nur bei einer kleinen Rückblende über wenige Seiten hinweg, vielleicht 50, belassen. Die dort eingeführten Charaktere hatten aber an Ende (bisher) keine wirklich große Rolle in der Handlung gespielt, sodass der Autor die Rückblende auch hätte streichen können, um gleich mit der eigentlichen und wesentlich spannenderen Handlung hätte fortfahren können.

Alles in allem hatte das Buch zwar seine wirklich langweiligen und langatmigen Stellen, aber konnte diese zumindest zum Teil mit anderen, spannenderen Szenen wieder ausgleichen. Die Reihe bleibt dennoch auch an diesem Punkt hinter ihren Möglichkeiten zurück und setzt den Fokus der Handlung nicht immer wirklich optimal.




Daten
The Skull Throne, Demoncycle 4: ISBN 978-0-345-53149-0, Del Rey, 2016, 7,99$

Weitere Rezensionen
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