Während Ned Stark in den Kerkern der Red Keep gefangen
gehalten wird, werden die Messer gewetzt und die Schwerter gezückt. In King’s Landing
ist der Putsch noch immer im vollen Gange, die Queen will alle Starks aus dem
Weg haben. Sansa kann sie gefangen nehmen, doch Arya entwischt ihr. Doch auch nur
ein Starkmädchen ist ein wertvolles Unterpfand. Als Robb davon Nachricht
erhält, ruft er seine Verbündeten zu den Bannern und ist bereit, den Lannisters
am Trident im Feld zu begegnen. Selbst Khal Drogo rüstet sich zum Sturm auf die
Hauptstadt – und nimmt die Wunde, die er dabei erhält, vielleicht etwas zu sehr
auf die leichte Schulter. Unbemerkt von allen tritt im hohen Norden jedoch die
einzig wahre Gefahr auf den Plan, als zwei Others Lord Comander Mormont
angreifen. Dies kann nur eines bedeuten: Die White Walker sind kein Mythos und
sie greifen nach Westeros.
Der Folgentitel passt einfach zu gut. „Stick them with the
pointy end“, wird hier groß geschrieben. Ich finde es toll, wie man von Anfang
an mitten drin ist. Ein verwundeter Mann der Starks taumelt aus einem Tor und
wird von einer Lannisterwache niedergestochen. Hier wird nicht lang gefackelt,
hier wird gleich gemetzelt, und jeder weiß: Die Lage ist ernst, Starks, rennt!
Sansa gelingt leider nicht die Flucht und sie gerät in Cerseis
Fänge. Ich liebe es wieder einmal, wie Cersei sie manipuliert und sie denken
lässt, sie täte das Richtige, obwohl sie genau das macht, was die Königin von
ihr will und das durchaus verheerende Folgen für ihre Familie hat.
Was ich mich aber schon lange gefragt habe: Wir haben hier
die Szene, in der Siryo Arya die Flucht ermöglicht. Er kämpft dabei nur mit
einem Holzschwert gegen die Männer der Lannisters. Die meisten kann er in
beeindruckender Weise niederprügeln, doch im finalen Kampf gegen den King’s Guard,
ergreift er nicht seine Chance, sich von den niedergeknüppelten Männern ein
richtiges Schwert zu nehmen? Warum? Um dem Zuschauer die Gewissheit zu geben,
dass er auf jeden Fall tot sein muss (und um ihn dann doch in Staffel 7 oder 8
wieder auftauchen zu lassen)? Oder einfach nur, weil das ein Totalausfall
gewesen war? So ganz schlüssig erschien mir das jedenfalls bisher nie.
Varys habe ich in dieser Folge extrem gefeiert. Lord Stark
fragt ihn, wem er wirklich dient, und er antwortet: „The Realm, Mylord. Someone
must.“ Und genau dafür liebe ich Varys, weil er tatsächlich der einzige ist,
der das auch tatsächlich tut, und damit vielleicht auch der einzige mit
wahrlich lauteren Motiven.
Sehr gefällt mir auch wieder einmal Lysas Darstellung. Sie
ist ein verrückter Helikopter, der das mit der Mutterschaft etwas zu ernst
nimmt und dabei völlig den Blick für die Realität verliert. Hauptsache Robert,
der in der Serie Robin genannt wird, geht es gut. Das ist krankhaft – und das
ist verdammt gut illustriert.
Auch Tyrion darf wieder einmal seine gewitzte Zunge unter
Beweis stellen und schafft es, die wilden Clans vom Vale für sich zu gewinnen
und als Verstärkung der Armee seines Vaters beizufügen. Ich feiere solche Szenen immer wieder auf’s Neue,
da das eines der Dinge ist, für die ich Tyrion so liebe. Er hat als Waffe
nichts weiter als seinen regen Verstand, und den weiß er hervorragend
einzusetzen. Außerdem muss ich immer daran denken: „A Lannister always pays his
debts. For everything else there is Mastercard.“
Ganz ehrlich: Ich mag Khal Drogo. Er ist brutal, keine
Frage, aber er hat so einige schöne Matchosprüche drauf. Wie er Mago
herausfordert, nachdem dieser ihn provoziert hat, und diesen auch tatsächlich
mit bloßen Händen besiegt, war beeindruckend. Auf der anderen Seite jedoch
liebt er Dany wirklich sehr und wird mit ihr zu einem anderen, sanfteren Mann.
Er dominiert sie nicht, wie es viele andere Männer in Westeros tun, sondern
räumt ihr auch Platz ein und steht für sie vor seinen Männern ein. Das gefällt
mir, weil es zeigt, dass er kein herzloser Brutalo ist, der allein für den
Kampf und das Blutvergießen lebt (auch wenn es zu einem essenziellen Teil
seines Lebens gehört, keine Frage).
Rickon fand ich … krass. Wobei hart eher das passende Wort
ist. Bran versucht ihn damit zu trösten, dass Robb bald wieder kommt, doch
Rickon erwidert in einem viel zu erwachsenen Ton: „No, they won’t.“ Dann wendet
er sich ab und geht aus dem Zimmer. Solche Worte aus dem Mund eines Kindes sind
gar nicht gut.
Dafür gefiel mir die Szene mit Lord Glover wieder. So werden
die Dinge im Norden geregelt. Erst wird provoziert und die Grenzen ausgelotet,
dann bekommt man von Greywind ein paar Finger abgebissen und im nächsten Moment
sind alle dicke Freunde und gute Verbündete. Es wirkte einfach so absurd, dass
es schon wieder lustig war. Die raue Art der Nordmänner (nein, nicht der Nord
aus Skyrim, wie ich erst schreiben wollte) ist nichts für mich, mit dem ich
persönlich in Kontakt kommen konnte, doch dem zuzuschauen ist sehr amüsierend.
In gewisser Weise macht sie das auch sympathisch, weil das eine ausgesprochen
offene und ehrliche Art ist, wie sie miteinander umgehen. „Ich habe dich,
Junge, getestet, und du hast mir gezeigt, dass du ein starker Anführer bist.
Also stehe ich auch fest hinter dir.“ So einfach ist das.
Als ich die Folge das erste Mal sah, waren die Others eine
ziemlich unangenehme Überraschung für mich. Ich erwähnte es bereits: Seit
Oblivion habe ich eine ausgesprochen starke Abneigung gegen Untote. Sie in
Aktion zu sehen, war … unangenehm, sagen wir es so. Nichtsdestotrotz halten wir
die Fahne hoch für Ghost, der wahrscheinlich dem Lord Comander das Leben
rettete. Die Szene an sich ist jedoch sehr wichtig, weil damit gezeigt wird:
Ups, da weit, weit im Norden ist wirklich etwas, das mit seinen toten kalten
Fingern nach Westeros greift. Eigentlich will ich gar nicht wissen, was. (Aber
da wir wissen, wie das mit Unfällen ist: Gut, eigentlich will ich es doch
wissen.)
Das Ende der Folge war … wie? Ende? Sansa spricht vor dem
Eisernen Thron und bittet um Gnade für ihren Vater. Sie versichert, dass er
seinen Verrat gestehen wird, die Kamera fährt nach unten und der Bildschirm
wird schwarz. Dann … Ende. Das ist nicht wirklich rund, denn eigentlich
erwartet man nach der Kamerafahrt noch etwas, eine Überblendung zu Ned in den
Kerkern oder etwas in der Art. Aber dann einfach nichts außer dem Abspann war
etwas unbefriedigend.
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