Die zweite Staffel Game of Thrones beginnt gewohnt blutig,
denn Joffrey feiert seinen Namenstag und erfreut sich einiger ritterlicher
Duelle mit mitunter tödlichem Ausgang. Sansa ist gezwungen, gute Miene zum bösen
Spiel zu machen, doch um ihr Leid nicht noch zu verschlimmern, fügt sie sich
nach außen hin in ihre Rolle. Ungeachtet dessen führt Robb seinen Krieg fort,
und die Lannisters geraten ziemlich ins Schwitzen, da sie Arya immer noch nicht
fangen konnten, um sie und Sansa gegen Jaime auszutauschen. Auch die Night’s Watch
beginnt ihren Krieg gegen das, was weit im Norden lauert. Ihre erste Station
ist Craster’s Keep. Im fernen Essos kämpft sich Daenerys durch die Red Waste,
auf der verzweifelten Suche nach Unterschlupf, Nahrung und vor allem Wasser.
Gleich zu Beginn: Ich habe A Clash of Kings als das
schwächste Buch der Serie in Erinnerung und beim ersten Lesen auch einige
Hänger. Mal sehen, ob sich das auch bei dieser Staffel bestätigt.
Der Anfang hatte mir jedenfalls nicht so zugesagt. Joffrey
feiert seinen Namenstag und ein Ritter kommt zu Tode. Danach foltert er Ser
Dontos beinahe ebenfalls zu Tode, bis Sansa interveniert und es verhindert. Die
Szene ist insofern wichtig, als dass sie Joffreys Charakter weiter ausbaut, aber
ich finde, sie hätte inmitten der Folge besser gepasst statt als Staffelauftakt.
Lieber wäre es mir gewesen, man wäre dem Buch gefolgt und hätte als Einstieg Melisandre
und ihren R’hllor-Kult genommen. Ich denke, das hätte einen wesentlich
intensiveren Eindruck hinterlassen als quasi einen »ganz normalen« Tag in
Westeros zu nehmen.
Abgesehen davon: Ich finde es faszinierend, wie sehr man
einen Charakter hassen kann. Wie Joffrey erst Ser Dontos foltert und Sansa
zwingt, Freude daran zu heucheln, ist eine Sache. Am Ende der Folge lässt er
jedoch die Bastarde Robert Baratheons ausfindig machen und töten, und Kindsmord
vor allem an Säuglingen ist etwas absolut Entsetzliches. Das ging mir ehrlich
gesagt sehr nahe.
Auch Craster ist ein hassenswerter Charakter. Wobei ich ihn
vor allem eklig finde. Er heiratet seine eigenen Töchter, um mit ihnen neue
Kinder zu zeugen. Das ist … bäh! So richtig! Das Drehbuch gefiel mir in dieser
Szene dennoch sehr, weil es noch einmal Mormonts und Jons Charaktere ausbaute.
Mormont sagt vielleicht zu Recht: »Your roof, your rules.« Damit fügt er sich
Craster unter, da die Night’s Watch als Zwischenstation bei ihm Unterschlupf
sucht und mit Sicherheit in gewisser Weise auf Crasters Wohlwollen angewiesen
ist. Jon merkt man seine rebellische Natur jedoch an, wie er kurz davor steht,
gegen dieses Ekelpaket Craster aufzubegehren. Mormont sagt ganz Recht, dass er,
wenn er führen will, zunächst folgen lernen muss. Ich mag diese Aussage sehr.
Meine Lieblingsszenen waren in dieser Folge die mit Melisandre
– Lieblingsszenen vor allem deswegen, weil ich weiß, wie sie sich entwickeln
wird. Der R’hllor-Kult ist ziemlich interessant, nicht nur, weil seine Priesterinnen
anscheinend echte Magie beherrschen. Ich bin davon überzeugt, dass R’hllor genau
wie der Great Other reale Entitäten sind. Oft sind Götter in Büchern nur … nun,
Götter eben, an die die Protagonisten zwar glauben, deren Existenz aber genauso
wenig bewiesen ist wie die Götter unserer Religionen. Stannis‘ Maester will Melisandre
aufhalten und vergiftet ihren Wein. Er trinkt selbst davon und stirbt, Melisandre
jedoch überlebt unbeschadet, während der Rubin an ihrem Hals aufleuchtet. Ich halte
das für einen Beweis, dass sie mit irgendeiner Macht in Verbindung steht, die
realen Einfluss auf die Geschehnisse in ihrer Welt nehmen kann. »For the night
is dark and full of terrors.«
Noch ein paar Kleinigkeiten: Sansas Schicksal ist so hart.
Ja, sie hat in der ersten Staffel mitunter ziemlich genervt, aber jetzt wird
sie so grausam behandelt, das hat sie niemals verdient. Besonders hart fand ich
ja, als sich Tyrion für sie einsetzte und Joffrey daran erinnerte, dass ihr
Vater jüngst starb – was Joffrey sicherlich nachfühlen könne, da ihm dasselbe
widerfahren war. Sansa widerspricht und sagt, dass ihre Familie eine Familie
von Verrätern sei und sie ganz ihrem geliebten Joffrey gehöre, obwohl man ihr
ansieht, wie nahe es ihr geht, das zu sagen.
Sehr gefiel mir auch das kleine Machtspielchen zwischen
Littlefinger und Cersei. Littlefinger deutet an, dass er gewisse Dinge über
Cersei und Jaime wisse. »Knowledge is power«, sagt er. Daraufhin gibt Cersei
ihren Wachen eine Reihe von Befehlen und demonstriert, wie einfach sie
Littlefinger hätte töten lassen können. »Power is power«, betont sie. Nun kann
man sich natürlich fragen, was die wahre Macht in Westeros ist, und da es
Westeros ist, wird es rohe Gewalt sein. Aber ob man damit auf kurz oder lang
durchkommt und Littlefinger nicht vielleicht doch Recht hatte?
Ein Detail lies mich stutzig machen. Schon zu Beginn von
Staffel 2 schicken die Maester der Citadel einen weißen Raben nach King’s Landing,
was bedeutet, dass der Sommer vorbei ist und Winter beginnt. Staffel 6 vorgegriffen:
Dort sieht man, wie riesige Schwärme weißer Raben um die Citadel fliegen und
ausgeschickt werden. Dabei wissen wir seit Staffel 2, dass der Winter begonnen
hat. Warum tauchte diese Szene in Staffel 6 also noch mal auf?
Dass ich Danys Drachen unglaublich niedlich finde, brauche
ich nicht extra zu betonen, oder?
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