Erneut und nun zum zweiten Mal haben wir eine von Game of
Thrones’s genialen Folgen, die sich allein einer Schlacht widmen. Der Angriff
der Wildlings auf Castle Black steht unmittelbar bevor. Die Night’s Watch weiß,
dass sie hoffnungslos unterlegen sind, dennoch sind sie fest entschlossen, so
viele mitzunehmen, wie es nur irgend geht. Der Angriff erfolgt von zwei Seiten.
Mance entzündet einen gigantischen Waldbrand, das Signal zum Angriff, woraufhin
seine Wildlingarmee die Mauer von Norden her angreift und Thormunds Gruppe von
Süden her Castle Black erstürmt. Der Kampf ist gnadenlos, auf beiden Seiten
sind viele Opfer zu beklagen, manche davon schmerzlicher als andere. Zumindest
für eine Nacht gelingt es ihnen, den Angriff abzuwehren, doch Jon weiß: Sie
können nicht siegen. Es gibt nur einen Weg, und der führt über Mance.
Game of Thrones kann es einfach. Die wissen einfach, wie man
Kämpfe so richtig cool in Szene setzt! Es tat der Serie auf jeden Fall gut,
dass sie sich ab und zu auch die Zeit nimmt, sich gezielt auf etwas zu fokussieren,
in diesem Fall der Kampf um Castle Black. Das war auch damals, als diese Folge
das erste Mal lief, einer der Momente worauf ich mich gefreut hatte. Ich hatte
mich damals erst gefragt, wie sie das umsetzen wollen, aber sich eine ganze
Folge Zeit dafür zu nehmen, fast eine Stunde, hat dem auf jeden Fall gut getan.
So bleibt eine Menge Zeit für die Details und die Charaktere.
Ganz besonders mochte ich nämlich an dieser Folge, wie die
verschiedenen Personen mit dem Kampf umgehen. Dabei wird vor allem die
Besatzung der Festung beleuchtet, ein klein wenig bekommen wir aber auch
Eindrücke von Ygrittes Gemütslage. Sie wirkt regelrecht besessen, so viele
Crows wie möglich zu töten. Schon in den vorherigen Folgen hat man sie stets
beim Pfeile Schnitzen gesehen und mittlerweile hat sich eine beträchtliche Zahl
angesammelt. Im Laufe der Folge sieht man sogar, wie sie nach ihrem leeren
Köcher greift und neue aufsammeln muss. (Ob das nun ein Filmfehler war, dass
sie ihr zu wenig Pfeile oder im Vorfeld übertrieben viele gegeben haben, sei
einmal dahin gestellt. Die Botschaft ist klar.)
Die Folge beginnt mit einem Gespräch zwischen Sam und Jon,
ganz ohne Musikuntermalung, nur die beiden. Sie reden darüber, wie es ist, »mit
jemandem zu sein«, wie es Sam so schön niedlich streif ausdrückt. Sam denkt
dabei natürlich an Gilly, die er noch tot glaubt, die aber kurz darauf
auftaucht, da sie sich zur Festung hatte durchschlagen können. Das Motiv dieses
Gesprächs, Liebe und Beziehungen, setzt sich fort, als Sam auch mit Maester Aemon
darüber spricht. Und gerade das hat mich so sehr berührt. Aemon erinnert sich
dabei an seine Jugendliebe, und wie er darüber spricht, ist einfach so
unglaublich herzerwärmend.
Auch Pyp und Sam unterhalten sich kurz vor der Schlacht. Pyp
fragt ihn, warum er keine Angst habe, woraufhin Sam einige tröstende Worte
findet. Auch in der Schlacht sind die beiden zusammen und geben sich
aufmunternde Worte. Bis zum Schluss, als Ygritte Pyp erschießt.
In dieser Folge gibt es viele solcher Szenen, die einem so
unglaublich nahe gehen und bei denen man nicht weiß, auf welcher Seite man
stehen soll. Der Zuschauer hat mit Jon nun die Wildlings kennengelernt, und man
kann Ygrittes Motive hervorragend nachvollziehen. Wenn der Held einer
Geschichte irgendwelche namenlosen Statisten umbringt, verschwendet man
schließlich auch keine weiteren Gedanken an die. In diesem Fall ist der Statist
jedoch keiner und eine Geschichte hat er auch noch. Er ist dem Zuschauer
genauso vertraut wie Ygritte. Das bringt einen in eine ausgesprochene Zwickmühle
als Zuschauer. Zu wem hält man in diesem Fall, in diesem Kampf?
Wenn man auch mal den Grund des Kampfes bedenkt: Die Free
Folks wollen leben, im Prinzip wollen sie nicht mehr. Sie wissen, was da in den
Winden des Winters lauert, und erhoffen sich südlich der Mauer Schutz davor. Es
ihnen zu verwehren, wirkt grausam. Gleichzeitig hat es aber auch einen Grund,
warum die Night’s Watch sie nicht durchlassen kann, und der liegt, denke ich,
darin, dass sie Mance nicht zutrauen, die Free Folks unter Kontrolle zu halten,
dass diese nicht ihrem Jahrtausende gepflegtem Drang zu plündern nachgeben.
Wildlings kamen immer mal wieder in den Süden, um zu plündern, genauso wurde
damals ja auch Osha gefangen. Somit haben beide Seiten ausgesprochen gute
Gründe für ihre Haltung.
Wie bereits angesprochen verstehen es die Macher von Game of
Thrones, Zeug so richtig cool in Szene zu setzen. Das Aufmarschlied der
Wildlings ist eine Variation des Maintheme, nur in einer Version, die verdammt
gut die Entsetzlichkeit untermalt, die der Aufmarsch in den Verteidigern
ausgelöst haben muss. Und dazu auch noch auf Mammuts reitende Riesen! Verdammt,
ist das geil! Hinzu kommen noch die Kameraeinstellungen. Besonders eine Szene,
in der die Kamera über den Innenhof der Festung fliegt und von einem Schauplatz
zum nächsten schwenkt, hat mir dabei sehr gut gefallen. Damit wird ein
Überblick vermittelt, gleichzeitig aber auch einzelne Momente herausgepickt,
bei denen die Kamera verweilt und ihnen kurz folgt.
Besonders eindrucksvoll war der Moment, in denen es den
Verteidigern gelingt, das Mammut vom Tor zu verscheuchen. Daraufhin gerät der
überlebende Riese in Rage, stemmt das Tor in einem unglaublichen Kraftakt auf
und stürmt den Tunnel. Grenn hat den Befehl zur Verteidigung bekommen. Er und
seine Männer sagen den Eid der Night’s Watch auf, um sich Mut zuzusprechen,
während ihnen der Riese entgegen stürmt. Am Ende fallen sie, konnten aber
ebenso den Riesen töten. Jon kommentiert es in Ehre der Toten mit diesen
Worten: »They held the gate.« Eine einfach unglaubliche und heroische Tat, die
definitiv mitnimmt. Wer hätte schon den Mut, gegen einen heranstürmenden Riesen
zu kämpfen? Und wer hätte die Kraft, ihn auch noch niederzuringen, wenn auch
mit dem Preis des eigenen Lebens?
Inmitten der Kämpfe kommt es auch zum Unvermeidlichen: dem
Wiedersehen von Jon und Ygritte. Er hat soeben Styr getötet und dabei seine
Waffe verloren. Sie zielt mit gespanntem Bogen auf ihn. Doch ehe es zur alles
entscheidenden Frage kommt, erschießt Olly sie und bekommt seine Rache für den
Tod seiner Eltern.
Hätte sie geschossen? Ja. Hätte sie Jon getötet? Ich weiß es
nicht. Als sie sterbend in seinen Armen liegt, sagt sie jedoch, dass sie beide
in der Höhle hätten bleiben sollen, in der sie sich das erste Mal geliebt
hatten. Auch sie bedauert mit Sicherheit, dass es soweit hatte kommen müssen,
und wünscht sich, dass die Dinge anders verlaufen wären. Das ist tatsächlich
eine der wenigen Liebesgeschichten, die mich wirklich berühren, eben weil sie
nicht kitschig mit vorhersehbarem Happy End verläuft. Die Tragik der Geschichte
geht einem wirklich so nah. (Umso größer ist der Hass auf Olly.)
Ein Detail fällt während Ygrittes Szene übrigens ins Auge,
auf das ist erst vor einigen Wochen durch eine Meme gestoßen wurde. Während der
Szenen ist Ygritte eher in warmes Feuerlicht getaucht, Jon bleibt eher im
kühlen Schatten. Auch die Totale, als er ihren toten Körper in Armen hält, ist
auf diese Weise in zwei Hälften geteilt. Ygritte, vom Feuer geküsst, und Jon
Snow. Feuer und Eis. Ich liebe dieses Detail so dermaßen.
Ich muss ja ganz ehrlich sagen, dass Ser Alliser in dieser
Folge zumindest kleine Sympathiepunkte sammeln kann. Er erkennt seinen Fehler an,
dass er nicht auf Jon gehört und die Tunnel verschüttet hat. Außerdem kann er
hier seine persönlichen Fehden hinten anstellen und ist wirklich voll dabei,
die Festung zu verteidigen und zu halten. Er ist immer noch ein Arschloch,
keine Frage, und hat im entscheidenden Moment seine Ablehnung gegenüber Jon mit
sich durchgehen lassen. Doch zumindest ist er kein so großes Arschloch, diesen
Fehler nicht auch einzusehen – wenn auch zu spät.
Alles in allem ist das eine der kurzweiligsten GoT-Folgen.
Im Nu war sie vorbei, bot beste Unterhaltung und arbeitete zudem auch noch viel
und spannend mit den Charakteren. Ich mag diese Folge sehr, so schmerzlich sie
teils auch ist. Aber das ist Game of Thrones eben, oder? Bittersüß.
Hach ja, ich könnte so einige GoT-Folgen auch noch mal schauen! :D :D :D Besonders Joffreys Tod :P
AntwortenLöschenIch folge dir jetzt übrigens mal, da dein Blog echt unterhaltsam ist!
Liebe Grüße
Jessi
http://in-buechern-leben.blogspot.de/
Hallo
AntwortenLöschenUnd ich könnte man die Arschbacken zusammenkneifen und das hier regelmäßiger machen :D Mal sehen, ob ich heute noch dazu komme.
Sein Ableben ist einfach SOOOO befriedigend! :D
Und danke! Unterhalten ist ja irgendwie mein Hauptanlass, nicht nur informieren ^^ Von daher scheine ich mein Ziel mehr oder weniger erreicht zu haben.
Liebe Grüße