Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Sonntag, 12. Februar 2017

Game of Thrones Rewatch: S04E09: The Watchers on the Wall

Erneut und nun zum zweiten Mal haben wir eine von Game of Thrones’s genialen Folgen, die sich allein einer Schlacht widmen. Der Angriff der Wildlings auf Castle Black steht unmittelbar bevor. Die Night’s Watch weiß, dass sie hoffnungslos unterlegen sind, dennoch sind sie fest entschlossen, so viele mitzunehmen, wie es nur irgend geht. Der Angriff erfolgt von zwei Seiten. Mance entzündet einen gigantischen Waldbrand, das Signal zum Angriff, woraufhin seine Wildlingarmee die Mauer von Norden her angreift und Thormunds Gruppe von Süden her Castle Black erstürmt. Der Kampf ist gnadenlos, auf beiden Seiten sind viele Opfer zu beklagen, manche davon schmerzlicher als andere. Zumindest für eine Nacht gelingt es ihnen, den Angriff abzuwehren, doch Jon weiß: Sie können nicht siegen. Es gibt nur einen Weg, und der führt über Mance. 

Game of Thrones kann es einfach. Die wissen einfach, wie man Kämpfe so richtig cool in Szene setzt! Es tat der Serie auf jeden Fall gut, dass sie sich ab und zu auch die Zeit nimmt, sich gezielt auf etwas zu fokussieren, in diesem Fall der Kampf um Castle Black. Das war auch damals, als diese Folge das erste Mal lief, einer der Momente worauf ich mich gefreut hatte. Ich hatte mich damals erst gefragt, wie sie das umsetzen wollen, aber sich eine ganze Folge Zeit dafür zu nehmen, fast eine Stunde, hat dem auf jeden Fall gut getan. So bleibt eine Menge Zeit für die Details und die Charaktere.

Ganz besonders mochte ich nämlich an dieser Folge, wie die verschiedenen Personen mit dem Kampf umgehen. Dabei wird vor allem die Besatzung der Festung beleuchtet, ein klein wenig bekommen wir aber auch Eindrücke von Ygrittes Gemütslage. Sie wirkt regelrecht besessen, so viele Crows wie möglich zu töten. Schon in den vorherigen Folgen hat man sie stets beim Pfeile Schnitzen gesehen und mittlerweile hat sich eine beträchtliche Zahl angesammelt. Im Laufe der Folge sieht man sogar, wie sie nach ihrem leeren Köcher greift und neue aufsammeln muss. (Ob das nun ein Filmfehler war, dass sie ihr zu wenig Pfeile oder im Vorfeld übertrieben viele gegeben haben, sei einmal dahin gestellt. Die Botschaft ist klar.)

Die Folge beginnt mit einem Gespräch zwischen Sam und Jon, ganz ohne Musikuntermalung, nur die beiden. Sie reden darüber, wie es ist, »mit jemandem zu sein«, wie es Sam so schön niedlich streif ausdrückt. Sam denkt dabei natürlich an Gilly, die er noch tot glaubt, die aber kurz darauf auftaucht, da sie sich zur Festung hatte durchschlagen können. Das Motiv dieses Gesprächs, Liebe und Beziehungen, setzt sich fort, als Sam auch mit Maester Aemon darüber spricht. Und gerade das hat mich so sehr berührt. Aemon erinnert sich dabei an seine Jugendliebe, und wie er darüber spricht, ist einfach so unglaublich herzerwärmend.

Auch Pyp und Sam unterhalten sich kurz vor der Schlacht. Pyp fragt ihn, warum er keine Angst habe, woraufhin Sam einige tröstende Worte findet. Auch in der Schlacht sind die beiden zusammen und geben sich aufmunternde Worte. Bis zum Schluss, als Ygritte Pyp erschießt.

In dieser Folge gibt es viele solcher Szenen, die einem so unglaublich nahe gehen und bei denen man nicht weiß, auf welcher Seite man stehen soll. Der Zuschauer hat mit Jon nun die Wildlings kennengelernt, und man kann Ygrittes Motive hervorragend nachvollziehen. Wenn der Held einer Geschichte irgendwelche namenlosen Statisten umbringt, verschwendet man schließlich auch keine weiteren Gedanken an die. In diesem Fall ist der Statist jedoch keiner und eine Geschichte hat er auch noch. Er ist dem Zuschauer genauso vertraut wie Ygritte. Das bringt einen in eine ausgesprochene Zwickmühle als Zuschauer. Zu wem hält man in diesem Fall, in diesem Kampf?

Wenn man auch mal den Grund des Kampfes bedenkt: Die Free Folks wollen leben, im Prinzip wollen sie nicht mehr. Sie wissen, was da in den Winden des Winters lauert, und erhoffen sich südlich der Mauer Schutz davor. Es ihnen zu verwehren, wirkt grausam. Gleichzeitig hat es aber auch einen Grund, warum die Night’s Watch sie nicht durchlassen kann, und der liegt, denke ich, darin, dass sie Mance nicht zutrauen, die Free Folks unter Kontrolle zu halten, dass diese nicht ihrem Jahrtausende gepflegtem Drang zu plündern nachgeben. Wildlings kamen immer mal wieder in den Süden, um zu plündern, genauso wurde damals ja auch Osha gefangen. Somit haben beide Seiten ausgesprochen gute Gründe für ihre Haltung.

Wie bereits angesprochen verstehen es die Macher von Game of Thrones, Zeug so richtig cool in Szene zu setzen. Das Aufmarschlied der Wildlings ist eine Variation des Maintheme, nur in einer Version, die verdammt gut die Entsetzlichkeit untermalt, die der Aufmarsch in den Verteidigern ausgelöst haben muss. Und dazu auch noch auf Mammuts reitende Riesen! Verdammt, ist das geil! Hinzu kommen noch die Kameraeinstellungen. Besonders eine Szene, in der die Kamera über den Innenhof der Festung fliegt und von einem Schauplatz zum nächsten schwenkt, hat mir dabei sehr gut gefallen. Damit wird ein Überblick vermittelt, gleichzeitig aber auch einzelne Momente herausgepickt, bei denen die Kamera verweilt und ihnen kurz folgt.

Besonders eindrucksvoll war der Moment, in denen es den Verteidigern gelingt, das Mammut vom Tor zu verscheuchen. Daraufhin gerät der überlebende Riese in Rage, stemmt das Tor in einem unglaublichen Kraftakt auf und stürmt den Tunnel. Grenn hat den Befehl zur Verteidigung bekommen. Er und seine Männer sagen den Eid der Night’s Watch auf, um sich Mut zuzusprechen, während ihnen der Riese entgegen stürmt. Am Ende fallen sie, konnten aber ebenso den Riesen töten. Jon kommentiert es in Ehre der Toten mit diesen Worten: »They held the gate.« Eine einfach unglaubliche und heroische Tat, die definitiv mitnimmt. Wer hätte schon den Mut, gegen einen heranstürmenden Riesen zu kämpfen? Und wer hätte die Kraft, ihn auch noch niederzuringen, wenn auch mit dem Preis des eigenen Lebens?

Inmitten der Kämpfe kommt es auch zum Unvermeidlichen: dem Wiedersehen von Jon und Ygritte. Er hat soeben Styr getötet und dabei seine Waffe verloren. Sie zielt mit gespanntem Bogen auf ihn. Doch ehe es zur alles entscheidenden Frage kommt, erschießt Olly sie und bekommt seine Rache für den Tod seiner Eltern.

Hätte sie geschossen? Ja. Hätte sie Jon getötet? Ich weiß es nicht. Als sie sterbend in seinen Armen liegt, sagt sie jedoch, dass sie beide in der Höhle hätten bleiben sollen, in der sie sich das erste Mal geliebt hatten. Auch sie bedauert mit Sicherheit, dass es soweit hatte kommen müssen, und wünscht sich, dass die Dinge anders verlaufen wären. Das ist tatsächlich eine der wenigen Liebesgeschichten, die mich wirklich berühren, eben weil sie nicht kitschig mit vorhersehbarem Happy End verläuft. Die Tragik der Geschichte geht einem wirklich so nah. (Umso größer ist der Hass auf Olly.)

Ein Detail fällt während Ygrittes Szene übrigens ins Auge, auf das ist erst vor einigen Wochen durch eine Meme gestoßen wurde. Während der Szenen ist Ygritte eher in warmes Feuerlicht getaucht, Jon bleibt eher im kühlen Schatten. Auch die Totale, als er ihren toten Körper in Armen hält, ist auf diese Weise in zwei Hälften geteilt. Ygritte, vom Feuer geküsst, und Jon Snow. Feuer und Eis. Ich liebe dieses Detail so dermaßen.

Ich muss ja ganz ehrlich sagen, dass Ser Alliser in dieser Folge zumindest kleine Sympathiepunkte  sammeln kann. Er erkennt seinen Fehler an, dass er nicht auf Jon gehört und die Tunnel verschüttet hat. Außerdem kann er hier seine persönlichen Fehden hinten anstellen und ist wirklich voll dabei, die Festung zu verteidigen und zu halten. Er ist immer noch ein Arschloch, keine Frage, und hat im entscheidenden Moment seine Ablehnung gegenüber Jon mit sich durchgehen lassen. Doch zumindest ist er kein so großes Arschloch, diesen Fehler nicht auch einzusehen – wenn auch zu spät. 

Alles in allem ist das eine der kurzweiligsten GoT-Folgen. Im Nu war sie vorbei, bot beste Unterhaltung und arbeitete zudem auch noch viel und spannend mit den Charakteren. Ich mag diese Folge sehr, so schmerzlich sie teils auch ist. Aber das ist Game of Thrones eben, oder? Bittersüß.

2 Kommentare:

  1. Hach ja, ich könnte so einige GoT-Folgen auch noch mal schauen! :D :D :D Besonders Joffreys Tod :P

    Ich folge dir jetzt übrigens mal, da dein Blog echt unterhaltsam ist!

    Liebe Grüße
    Jessi
    http://in-buechern-leben.blogspot.de/

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  2. Hallo

    Und ich könnte man die Arschbacken zusammenkneifen und das hier regelmäßiger machen :D Mal sehen, ob ich heute noch dazu komme.
    Sein Ableben ist einfach SOOOO befriedigend! :D

    Und danke! Unterhalten ist ja irgendwie mein Hauptanlass, nicht nur informieren ^^ Von daher scheine ich mein Ziel mehr oder weniger erreicht zu haben.

    Liebe Grüße

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