Stannis steht vor den Toren von King’s Landing. Nun hat die
Stunde der Wahrheit geschlagen und die Schlacht von Blackwater Bay wird
geschlagen. Mittels eines Ablenkungsmanövers kann Tyrion durch eine Wildfire
Explosion einen Großteil der Flotte des Angreifers vernichten, doch so leicht
gibt Stannis nicht auf. Statt den Angriff abzublasen, befiehlt er den Sturm auf
die Tore der Stadt. Cersei verlangt, dass ihr Sohn in Sicherheit gebracht wird,
die Moral der Truppen droht zu kippen. Da ergreift Tyrion die Initiative und
leitet die Verteidigung der Stadt. Trotz seines Mutes scheint alles verloren.
Bis unerwartet Hilfe eintrifft.
Wenn man es genau nimmt, war das die erste große Schlacht in
der Geschichte von Game of Thrones. Wir hatten bereits im ersten Teil immer
wieder Schlachten zwischen den Starks und Lannisters, doch keine davon füllte
eine ganze Folge wie die Schlacht von Blackwater Bay. Mir persönlich gefällt
das sehr, wenn sie sich für eine wichtige Schlacht wie die Belagerung der
Hauptstadt so viel Zeit nehmen, da die Serienmacher so jede Menge Gelegenheit
haben, Details ein- und auszubauen.
Sehr gefiel mir zum Beispiel, dass beide Seiten beleuchtet
werden. Man sah die Angst in den Gesichtern der Männer, ihre Anspannung war
förmlich greifbar. Bei den Frauen, die Cersei um sich geschart hat, war es kaum
anders. Der Effekt wurde dort durch Ser Ilyn Paine noch verstärkt, besonders
als Cersei Sansa eröffnet, dass er da ist, um sie alle zu töten, sollte Stannis
die Stadt einnehmen.
Mir gefiel auch Cerseis Kostüm, ein Kleid in den Farben der
Lannisters, aber mit einer Art Brustharnisch als Mieder. Das unterstreicht ihre
kämpferische Natur. Sie sagt es auch selbst in der Folge: Sie versteht es
nicht, warum sie und Jaime unterschiedlich behandelt wurden. Er lernte zu
kämpfen und sie, eine wohlerzogene Dame zu sein. Ehrlich gesagt kann ich mir
Cersei auch hervorragend als Kommandant vorstellen, vor allem in Hinblick auf
den Abschluss von Staffel 6.
Sehr schön fand ich auch die Szene, in der Joffrey Sansa vor
der Schlacht zu sich befiehlt und sie auf seine übliche Art und Weise
erniedrigt. Sie spricht ihn darauf an, dass er doch ganz sicher tapfer in der
ersten Reihe kämpfen wird, obwohl jeder, selbst Joffrey, weiß, dass er dafür
viel zu feige ist und sich lieber hinter seiner Mutter versteckt. Sie rebelliert
damit ganz geschickt gegen ihn.
Im Übrigen kam es dann auch genauso: Joffrey ergreift die
erstbeste Gelegenheit zur Flucht, bei der er nicht das Gesicht verliert. Das
hat er trotzdem, denke ich, aber Joffrey ist in gewisser Weise doch ein
Muttersöhnchen und scheint nicht zu begreifen, dass er sich nicht immer, wenn
es ihm gerade passt, hinter Cersei verstecken kann.
Immerhin bescherte uns das Tyrions schöne Schlachtrede. »Those
are brave men knocking at our door. Let's go kill them«, sagt er seinen Männern,
und sie lieben ihn dafür. Für einen kurzen Moment. »Don’t fight for your king«,
rät er, und ich denke, dass er nichts Passenderes hätte sagen können. Nachdem
Joffrey sich gerade hinter seiner Mutter verkrochen hat, will mit Sicherheit
niemand für ihn kämpfen oder gar sterben. Einen wesentlich größeren Anreiz gibt
das, was für die meisten Menschen ohnehin viel greifbarer ist: das eigene Heim
und die Familie.
Tyrion hat sich das verdient, denn eigentlich ist er kein
Feldherr. Trotz allem ist es allein ihm (und seinem Vater) zu verdanken, dass
die Stadt gehalten werden konnte, denn Varys hat mit Stannis als neuem König
nicht zu Unrecht Bedenken.
Ein beeindruckender Schachzug war die List mit dem Wildfire.
Tyrion lässt ein Schiff, das voll mit Wildfire geladen ist, mitten in Stannis‘
Flotte treiben, woraufhin Bronn mit einem Meisterschuss das Öl in Brand setzt.
Die Explosion, die darauf folgt, ist gigantisch. Das Wildfire scheint so heiß
zu rennen, dass es die Schiffe in unmittelbarer Nähe zur Explosion regelrecht verzehrt.
Der Alchemist, den wir schon in einer der vorherigen Folgen kennenlernen durften,
schaut grinsend von den Mauern der Stadt zu, was das Image »bekloppter Alter«
nur noch mehr unterstreicht, während alle anderen durchaus entsetzt über das
Inferno sind. Zumal es Überlebende gab und ihre Schreie, während sie
verbrennen, bis zur Stadt reichen.
Was ich übrigens generell ziemlich cool finde, ist, wenn die
Schiffe, die in Filmen gezeigt sind, auch tatsächlich seetauglich sind und
nicht nur eine schmucke Kulisse darstellen. In den »Fluch der Karibik«-Filmen
war das auf jeden Fall so. Ich weiß nicht, ob das auch bei Game of Thrones der
Fall ist, aber zuzutrauen wäre es ihnen.
Ein Detail, das mich in dieser Folge ziemlich aufgeregt hat,
ist Stannis ohne Helm. Der stürmt eine Stadt über Leitern, während die Verteidiger
Pfeile und Steine auf sie herabregnen lassen. Ja klar, einen Frontaltreffer
hätte ein Helm vielleicht nicht abgehalten, aber vor verirrten Pfeilen oder
Steinen hätte das doch sicher geschützt. Das war einfach leichtsinnig! Zumal er
stets in der vordersten Reihe kämpfte.
Wie man bereits aus der ersten Staffel weiß, hat Sandor
Clegane eine riesen Angst vor Feuer, seit sein Bruder ihm das halbe Gesicht
verbrannt hatte. In dieser Folge wird der Hound mit einer Menge Feuer
konfrontiert, was ihn schließlich dazu treibt zu türmen. »Fuck the king« ist
ein Satz, für den ich ihn schon beinahe liebe. Endlich spricht es mal jemand
aus! Wahrscheinlich hätte niemand anders als er den Mut dazu, das auch noch
durchzuziehen.
Als ich die Folge das erste Mal sah, war ich entsetzt über
das Ende. Was? Tyrion? NEIN! Das darf nicht sein! Pures Entsetzen machte sich
in mir breit, zumal die Serienmacher gern einmal Sadisten zu sein scheinen und
den Zuschauer bis zur nächsten Folge auf die Folter spannten.
Und im Abspann läuft das Lied »The Rains of Castamere«, ein
Lied, das ich ohnehin schon sehr geil finde. Der Sänger singt es zudem im Solo
ohne instrumentale Begleitung und hat eine so wunderbar tiefe Stimme, etwas,
worauf ich ehrlich gesagt ziemlich stehe. Das Lied verursacht regelrecht
Gänsehaut und passt einfach verboten gut als Folgenabschluss!
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