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Gelegentlich gibt es sie doch,
die Internetberühmtheiten, die den Sprung ins »richtige« Geschäft schaffen. Die
Autorin Nina MacKay gehört dazu. Sie gewann den #erzaehlesuns-Award von Piper
auf dem Geschichtenarchiv Wattpad.com. Als Belohnung winkte die Veröffentlichung
ihres Romans »Plötzlich Banshee«, in welchem der Leser die tollpatschige
Privatdetektivin – und Banshee – Alana auf ihrem Versuch begleitet, mal eben
die Welt zu retten.
Alana kann sehen, wie lange ein
Mensch noch zu leben hat, doch so wirklich will sie ihrem Freund Clay nicht
glauben, dass sie eine Banshee ist, eine irische Todesfee. Außerdem hätte sie
wohl nie damit gerechnet, dass sie deswegen in eine Mordserie verwickelt wird.
In Santa Fe werden Menschen entführt und wenige Tage später tot aufgefunden.
Alana kann sich nicht nehmen lassen, sich in die Ermittlungen einzumischen, als
auch ihre Freunde in das Visier der Sekte »Petrus' Army« gerät. Doch die Dinge
entwickeln sich rasch dramatischer als gedacht.
Mit Humor ist das so eine Sache.
Entweder er zieht oder er zieht nicht. Bei mir hat er nicht gezogen. Die Witze
in diesem Buch sind flacher als ein Blatt Papier und beruhen oftmals auf
einfach dämlichen und teils unlogischen Situationen. Unsere Prota-chan Alana
trampelt beispielsweise relativ zu Beginn in ein auf der Straße stehendes
Goldfischglas, weshalb sie ausgesprochen erbost ist und alles und jeden
anpampt, der sie anspricht. Das soll lustig sein. Stattdessen stellt sich die
Frage: Was zum Henker macht das Goldfischglas da?! Wo ist das bitte lustig? Das
ist einfach nur unlogisch und dämlich!
Überhaupt ist das mit der Logik
in diesem Buch so eine Sache. Während der Goldfischglas-Situation trifft Alana
das erste Mal auf Detective Dylan Shane. Er bekommt in vollkommen überzogener
Weise noch wesentlich mehr Fett weg als der Junge, dem das Fischglas gehört,
wodurch bei mir sofort die Alarmglocken schrillen, dass die beiden spätestens
am Ende des Buches in der Kiste landen. (Spoiler: Ich behielt Recht.) Shane
ermittelt in den Entführungen und will Alana als eine der Hauptzeugen befragen.
Sie, gestreßt von ihren durchweichten Schuhen, giftet ihn an. Er lässt sie
daraufhin in Ruhe und verschiebt das Ganze. Das war einer der Momente, in denen
man das Buch einfach nur anbrüllen will: WARUM? Warum in drei Teufels Namen
macht Dylan das, ist er ein so miserabler Ermittler? Sie ist eine der
Hauptzeugen und man weiß, dass hier Menschen entführt und kurz darauf ermordet
werden. Da zählt jede Sekunde. Es geht um Menschenleben, eine nasse Hose hat da
niemanden zu interessieren!
Ich deutete es bereits an: Das
Buch ist streckenweise unglaublich vorausschaubar. Es ist schon etwas peinlich,
dass man, sobald zwei Charaktere das allererste Mal in ihrem Leben aufeinander
treffen, sofort sagen kann, dass die beiden am Ende des Buches ein Paar sein
werden. Auch die Antagonisten haben astreine Täterprofile, dass es für den
Leser nicht schwer ist eins und eins zusammenzuzählen. Nur Prota-chan steht auf
der langen Leitung und rafft ewig absolut gar nichts.
Überhaupt ist unser Prota-chan
eines der Hauptprobleme dieses Buches. Sie hat deutliche Tendenzen einer Mary
Sue. Ihre Tollpatschigkeit soll süß wirken, aber nein, das ist ganz und gar
nicht süß. Es ist einfach peinlich und nervig. Zudem drängt sie sich immer in
den Vordergrund und hat vor allem Dylan gegenüber, verzeiht mir den Ausdruck,
die große Fresse. Sie macht ihn ständig nieder und schubst ihn herum, teils
spielt sie sogar mit ihm und seinen Gefühlen für sie. Er lässt sich das
gefallen, er findet das sogar anziehend an ihr. Ich frage mich: Was hat der
Mann für niedrige Ansprüche, dass er sich mit so einer Person zufrieden gibt?
Sie hat ihn schlicht und ergreifend nicht verdient, so eine ekelhafte Person,
wie sie ist. Oh, wartet. Sie ist ja eine Mary Sue. Natürlich greift sie den
smexy Traumtypen ab. Ich vergaß … Sex
sells, Leute. Das zieht auch in diesem Buch.
Und da Sex sich nun mal
hervorragend verkauft, scheinen erstaunlich viele Lese darüber hinwegblicken
können, dass das Buch genau wie sein Humor unglaublich flach und oberflächlich
ist. Klar, das Buch zielt hauptsächlich auf Unterhaltung ab, aber ich habe mich
aus ausgesprochen gut von der Alcatraz-Reihe unterhalten gefühlt, welche
deutlich mehr Substanz hat als »Plötzlich Banshee«.
In diesem Buch gibt es unangenehm
häufig das, was ich einen Fantasy-Catwalk nenne. Es wird immer wieder der Fokus
auf Alanas Äußeres gelegt und das, was sie bei dieser und jener Gelegenheit
trägt. Da stöcket sie stolz, wie sie ist, in das Polizeipräsidium und bleibt
dann mit dem Absatz im Fußabtreter hängen, und das ist ja fohl
cuuuute!!!!einsdrölf!!!
Nein, ist es nicht! Es ist
schlicht und ergreifend überflüssig, dass ich ihre Schuhgröße kenne. Die lautet
übrigens 38. Ich habe spaßeshalber ihre Schuhgröße in einen Rechner eingegeben,
um ihre deutsche Schuhgröße zu erhalten. Sie beträgt 78,5.
Es gibt viele solcher Logikfehler
in diesem Buch, die sich sehr leicht enttarnen lassen. Dass Alana eine deutsche
Schuhgröße und keine amerikanische angibt, ist leider kein Einzelfall. Sie
sieht Digitaluhren über den Köpfen der
Leute, die ihr anzeigen, wie lange diese Menschen noch zu leben haben. Das
führt zu der Frage: Haben Banshees schon immer Digitaluhren gesehen? Auch
beispielsweise im Mittelalter oder gar der Antike? Oder wie ist das zu
verstehen? Außerdem halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass man mit 20
bereits Privatdetektiv ist und die Polizei einen einfach so an einer
brisanten Mordserie mitarbeiten lässt, weil Prota-chan Dylan damit drohte, ihn
wegen »sexueller Belästigung« bei seinem Chef zu verpfeifen, wenn er sie nicht
mitmachen lässt.
Ich persönlich störte mich auch
sehr an der Unsterblichkeit. Ja, ich habe kein Problem damit, dass es in diesem
Buch einfach so Magie gibt, aber damit schon. Tatsächliche Unsterblichkeit ist
schlicht unmöglich, da unser Universum oder zumindest Leben in ihm, wie wir es
kennen, mit Gewissheit ein Ende haben wird. Es ist das Ziel der Antagonisten,
den Magischen den Weg in den Himmel zu öffnen, wodurch sie Unsterblichkeit
erlangen. Man könnte es damit erklären, indem man den Himmel als jenes
Abstraktum annimmt, wie es die Bibel vermittelt, oder indem man sagt, das Gott
als allmächtiges Wesen beispielsweise den Himmel als autarken, vom Rest des
Universums losgelösten Ort erschuf oder schlicht Universen-Hopping betreibt,
sollte ein Universum sein Ende finden. Das Problem, das daran geknüpft ist, ist
schlicht, dass der Text selbst keinerlei Anlass gibt, solche Dinge anzunehmen,
und dass diese Theorien zu hypothetisch sind. Im Buch sind die Magischen dann
einfach unsterblich und Alana sieht statt Digitaluhren nur noch das
Unendlichkeitszeichen.
Sie nennt es übrigens
Infinity-Zeichen. Warum sie es willkürlich Englisch bezeichnet, ist auch nicht
klar.
Was ebenso nicht klar ist, sind
die willkürlichen Wechsel der Diegese. Die meiste Zeit wird aus Alanas Sicht
erzählt. Dann plötzlich wird die Narration durch einen fett gedruckten und
zentrierten Namen unterbrochen und meist folgen daraufhin maximal eine Handvoll
Absätze aus der Sicht eines anderen POV. Das ist eine literarische Todsünde,
bei der der Leser für vollkommen verblödet verkauft wird! Und ich war kurz
davor, das in Capslock zu schreiben, weil mich das so massiv aufregt. Schlimm
genug, dass ich damit ständig in Badfics konfrontiert werde. Aber von verlegten
Büchern erwarte ich etwas mehr Niveau, egal, ob sie von einer Seite stammen,
die ein Pfuhl grässlicher Literatur ist, oder nicht.
Wie bereits erwähnt, können auch
Bücher mit deutlich mehr Tiefgang wunderbare Unterhaltung bieten, ohne dass
einem gleich vor lauter Intellektualität die Synapsen rauchen und die Sicherung
rausfliegt. Aber ich kann leider nicht erwarten, dass jedes Buch so viel
Qualität bietet und auf Platons Höhlengleichnis zu sprechen kommt, wenn es
darum geht, normale Leute mit der magischen Realität zu konfrontieren.
Ich kann leider auch nicht
erwarten, dass jedes Buch genug Qualität aufweist, um über platte und
ausgelutschte Plots hinweg zu kommen. Die magische Welt teilt sich in Gut und
Böse, dazwischen gibt es nichts. Eine ProphezeiungTM gibt es auch
noch, wodurch quasi jede Geschichte sofort einiges an Qualität einbüßt.
Außerdem wollen die Bösen natürlich die Weltherrschaft und natürlich muss dafür
ganz im Stile von Dan Brown erst einmal ganz Rom niederbrennen.
Es wäre ja interessant gewesen,
wenn jeder Alana meidet. Sie ist eine Banshee, was heißt, dass sie sieht, wann
jemand stirbt. Außerdem zieht sie Unglück förmlich an. Genug Gründe, um ein
wenig Rassismus und Mobbing zu thematisieren. Oh, Moment … Das hieße ja, dem
Buch Tiefe zu verleihen, und dann wäre es nicht mehr platte Unterhaltung.
Stattdessen bandelt sie lieber
mit dem sexy Typen an, während ihr bester Freund Clay eifersüchtig auf Dylan
ist und nicht will, dass die beiden zusammen kommen. Dylan sei ja so ein
Aufreißertyp und überhaupt sei sie mit Clay ja viel besser dran, der auch etwas
für sie empfindet, Dreiecksbeziehung hallo. Wie praktisch, dass Clay am Ende
des Buches tot ist und Prota-chan und Düläään (ja, ich las seinen Namen ständig
genau so) ein glückliches Paar sind. Sex sells …
Das tatsächlich einzig Positive
an diesem Buch ist neben dem wirklich hübschen Cover, dass ich schon deutlich
scheußlichere Bücher gelesen habe. Der Stil ist angenehm und flüssig zu lesen.
In Anbetracht des ganzen Restes ist das nur ein kleiner Trost. Unverdienter
Hype und definitiv keine Empfehlung.
Nichstdestotrotz danke ich dem
Piper-Verlag für das Rezensionsexemplar, auch wenn ich mir deutlich mehr von
der Lektüre versprochen habe.
Daten
Plötzlich Banshee: ASIN
B01FDNJN2, ivi/Piper, 2016, 12,99€
Weitere Rezensionen
- Ink of Books
- Weltenwanderer
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Huhu,
AntwortenLöschenmich interessierte das Buch anfangs auch wegen dem hübschen Cover und weil die Handlung an sich vielverpsrechend klingt. Aber jetzt habe ich schon in mehreren Rezensionen gelesen, dass Alana einfach nur nervig ist und auch der Rest nur naja... Also lasse ich vllt doch lieber die Finger davon. :D Denn für platte Unterhaltung muss ich kein Buch kaufen. :P Finde es aber sehr gut, dass deine Rezension so ehrlich ist, das findet man selten! :D
LG Alica
Hallo,
Löschendanke für deinen Kommentar! Freut mich immer sehr, etwas Feedback zu erhalten. Aber echt? Man findet selten ehrliche Rezensionen? Findest du? Ich bin der Ansicht, dass ein Buchblogger zu Ehrlichkeit in Bezug auf seine eigene Meinung seinen Lesern gegenüber verpflichtet ist. Mir ist das jedenfalls sehr wichtig, da mit nichts hinter dem Berg zu halten.
Naja, ich habe häufig das Gefühl, dass viele Buchblogger versuchen, eine möglichst positive Rezension zu schreiben, selbst wenn man heraushört, dass ihnen das Buch nicht sooo gut gefallen hat. :) Also statt klipp und klar zu sagen, was ihnen nicht gefallen hat, werden alle positiven Punkte hervorgehoben und irgendwo in zwei Zeilen mal angemerkt, was nicht so gut war. Am Ende stehen dennoch selten weniger als 4 Sterne/Punkte. Natürlich nicht bei jedem, aber es kommt mir doch häufig unter. Eindeutige Kritik lese ich jedenfalls fast nie, vllt folge ich aber auch den "falschen" Blogs. ;P
LöschenAlso von den Leuten, die ich so verfolge, haben meines Wissens nach bisher zwei das gelesen, Ink of Books und Weltenwanderer. Beide fanden es auch nicht überragend, hatten dem aber immerhin noch drei Sterne gegeben und die Kritikpunkte waren schon nicht ganz ohne. Ich hab den Buch auf Goodreads zwei Sterne gegeben. Allerdings nur, weil ich schon wesentlich schlechteres gelesen hatte, wo sich einem die Fußnägel aufrollen; Ardeen war echt unerträglich.
LöschenAnsonsten hatte ich diese generelle Beobachtung noch nicht machen können. Wäre aber schade, wenn, denn das hieße ja, dass ein übles Gerücht über Blogger nicht ganz ohne ist. Aber als ich die Rezi bei Amazon einstellte, hatte ich bereits gesehen, dass das Buch überragend viele positive Bewertungen hat und kaum negative. Könnte man natürlich ganze Aufsätze darüber schreiben, warum das so ist.
Liebe Grüße
Hallo, Buchdrache :)
AntwortenLöschenBin gerade durch Goodreads auf deinen Blog gestoßen und finde ihn recht hochwertig :) Wie die Person vor mir schon sagt, finde ich es toll, dass du dich nicht scheust, ein Buch zu kritisieren, da ich auch das Gefühl habe, dass Vieles ins Positive geredet wird, obwohl es kritikwürdig ist. Oder was ich noch schlimmer finde - wenn die eigentliche Inhaltsangabe oder der Klappentext länger ist als die eigene Meinung zum Buch. Da frage ich mich, ob man überhaupt einen Blog führen muss, wenn man sich so kurz hält und faktisch weniger über das Buch sagt als seine Werbetafel.
Ich habe von McKay noch kein Buch gelesen und wusste auch nicht, dass sie mal auf Wattpad geschrieben hat O.o Aber ich habe mir mal flüchtig ein Buch von ihr auf die Wunschliste gesetzt, nämlich ,,Rotkäppchen und der Hipsterwolf'', weil das wie eine echt lustige Geschichte klang ... dann hab ich die Leseprobe gelesen und es sofort wieder runtergenommen. Da hat die Protagonistin für über 3 Seiten einen Lachflash, weil ein Wolf in Hipsteruniform in eine Falle von ihr gefallen ist. Ist mir dann zu platt vom Humor, und das scheint sich ja durch ihre Bücher durchzuziehen :/
Aber gut, ich bin eh nicht mehr in diesem Bereich drin, seit das alles so an Tiefe abgenommen hat :/
Hab noch einen schönen Tag :3
Liebe Grüße,
Sana von gewisperteworte.blogspot.de :)
Hallo! Danke für deinen Kommentar :)
LöschenIch glaub, ich schrieb es auch schon deinem Vorgängerkommentator: Es gibt mir immer ein bisschen zu bedenken, wenn es so hervorgehoben wird, dass es gut ist, wenn auch mal angesprochen wird, wenn man ein Buch schlecht fand. Das ist für mich selbstverständlich und das setze ich auch als selbstverständlich voraus, weil ein Blog für mich dazu da ist, um eine ehrliche Meinung zu einem Buch mitzuteilen.
Ich habe jeden Freitag ein Format, wo ich mir Leseproben ansehe, da war der Hippster Wolf auch schon dabei. Da hat's mir allein bei der Leseprobe die Fußnägel gekringelt.
Liebe Grüße