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Sen und Erriel, Brüder im Geiste, sind durch ihre
Geburtsumstände etwas ganz Besonderes. Während Erriels Kräfte noch verborgen
sind, kann jeder in ihrem Heimatdorf erkennen, dass Sen anders ist, auch wenn
noch niemand genau in Worte fassen kann, was genau an ihm anders ist. Da
Menschen von Natur aus besonders in ländlichen, abgeschiedenen Gegenden
abergläubisch sind, macht das Sen zu einem Ausgestoßenen. Niemand hätte jedoch
gerechnet, dass die Andersartigkeit der beiden jungen Männer sie zu einem Teil
von etwas weitaus Größeren werden lässt, etwas, das weit über ihrem Horizont
als Bauern hinausreicht. Jennifer Jager erzählt in »Die flammenden Schwingen
Ethernas« ihre Geschichte.
Das Buch hat definitiv einen schrägen und bemerkenswerten
Einstieg. »Kopfsalat«, lautet der erste Satz der Etherna-Saga. Dieser wird zum
Aufhänger, um das bäuerliche Leben Errins und seiner Familie zu beleuchten, die
ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau von Kopfsalat verdient. In meinem Kopf
formte sich regelrecht eine Kamerafahrt, die langsam aus einem Salatfeld
herauszoom und dann auf die Protagonisten umschwenkt, die daraufhin mit ihrer
täglichen Arbeit beginnen. Mir gefiel sehr, dass die Geschichte stellenweise so
ein lebendiges Kopfkino bei mir hervorrufen konnte.
Besonders ab der zweiten Hälfte des Buches begannen sich
einige interessante Figurenkonstellationen heraus zu kristallisieren. Plötzlich
merkt man als Leser, dass an auf Glatteis geführt wurde und bei dem einen oder
anderen Charakter doch nicht alles so ganz koscher ist. Einziger
Wehrmutstropfen: Da hätte mehr daraus gemacht werden können. Die Konflikt
versprechenden Konstellationen wurden zu schnell aufgelöst, Errin zu schnell
quasi aus den Fängen des »Bösen« befreit, ohne dass er dadurch viel Einfluss
genommen hätte. Ich denke, dass es reizvoller gewesen wäre, stünden er und San
auf verschiedenen Seiten, statt durch ein ominöses Band der brüderlichen Liebe
verbunden zu sein.
Das Buch ist vor allem zu Beginn fast schon archeytpische
High Fantasy. Wir haben arme Bauernjungen, denen das Schicksal schwer
mitspielte, die aber zufälligerweise besondere Kräfte haben, die eine große
Rolle im Weltgefüge spielen. Das muss man wirklich mögen, besonders, da ich
denke, dass diese Art von Fantasy ihre Bestzeiten fast schon hinter sich hat.
Ich persönlich mag es, auch wenn es für meinen Geschmack schon etwas zu
archetypisch war und mich wahrscheinlich deswegen besonders am Anfang an Eragon
erinnerte. Nachdem sich aber einige überraschende Wendungen ergaben, gewannen
die Handlung und die Welt mehr an Farbe und Individualität.
Leider muss man sagen, dass dem Lektorat einige Schnitzer
durch die Lappen gegangen sind. Nicht immer stimmt die Interpunktion bei
wörtlicher Rede, auch ein paar stilistische Schnitzer sind noch immer
auszumachen. Capslock, um Geschrei zu illustrieren, hätte außerdem nun wirklich
nicht sein müssen.
Ebenso fiel teils gewöhnungsbedürftige Syntax auf. Es wirkte
streckenweise, als versuche die Autorin sich zu sehr an mittelalterlich
anmutender Sprache, was dazu führt, dass zwei Bauernjungen, die wahrscheinlich
nie in ihrem Leben eine Bildungseinrichtung von innen sahen, in ihrer Sprache
kaum noch vom Adel des Landes zu unterscheiden waren. Auch einige ungewohnte
Satzkonstrukte kamen so zusammen, die zwar grammatikalisch richtig waren, über
die man als Leser aber dennoch stolpert. Weniger ist manchmal mehr.
Alles in allem ist das Buch nichts in irgendeiner Weise
Herausragendes, aber doch kurzweilige und angenehme Unterhaltung. Wer High
Fantasy mag, kann über dieses Buch durchaus einmal nachdenken.
Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des
Rezensionsexemplares!
Daten
Die flammenden Schwingen Ethernas, Etherna-Saga 1: ASIN B019ZWLRZ0,
AAVAA Verlag, 2014, 274 Seiten, 6,99€
Weitere Rezensionen
- Weltenwanderer
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