Die Welt ist nicht schwarz und weiß, nicht so einfach in Gut
und Böse aufgeteilt. Manchmal werden alte Feindbilder über den Haufen geworfen
und ein einstiger Feind wird zum Verbündeten, vielleicht gar zum Freund. J.D.
Oswalds fünfter und abschließender Band der »Ballad of Sir Benfro«, »The
Obsidian Throne«, ist ein Stückweit auch ein Statement gegen Rassismus.
Die größte aller Gefahren droht den zerbrochenen Welten von
Gog und Magog. Melyn hat sich mit seinem Gott vereint, welcher sich als der
Drache Magog entpuppte, und gelangt so zu großer und schrecklicher Macht. Auch
Beulah und ihre Drachen fügen während der Eroberung von Candlehall dem
Zwillingskönigreich großen Schaden zu. Ihr Ziel ist der Obsidianthron, welcher
auch ihre Macht hin zur Unbezwingbarkeit vervielfältigen würde. Jetzt ist es
allein an Benfro, Magogs Macht über die Welt zu brechen, doch er ist schwer
verletzt. Seine letzte Hoffnung liegt bei Errol. Drachen und Menschen müssen
sich verbünden, um ihren gemeinsamen Feind Melyn und Magog zu besiegen.
Endlich wurde im fünften Band eine wunderschön illustrierte
Karte von Benfros Welt gegeben. Karten sind in Fantasyromanen kein Muss, es
ging bisher ja auch ohne. Doch sie helfen immer, noch mehr in die Welt
einzutauchen und sie zu illustrieren.
Wie auch schon in allen vorherigen Bänden geht auch hier
jedem Kapitel ein kleiner literarischer Text aus Oswalds Welt voran, welcher
das Thema des Kapitels vertiefend illustriert und in manchen Fällen auch
wesentliche Informationen beisteuert, mit deren Hilfe die Kapitel deutlich mehr
Leben und Tiefe bekommen. Wie immer sind diese Texte sehr schön zu lesen und
verraten viele interessante Details, die das Worldbuilding weiter ausschmücken.
Es erwies sich als schöner Kniff des Autors, dass er die
Geschichte aus der Sicht beider Parteien erzählt und dem Leser auch die
eigentlichen Antagonisten, vor allem Beulah, nahebrachte. So ganz will man sich
mitunter am Ende nicht entscheiden müssen, ob nun Beulah oder Benfro und seine
Freunde triumphieren … Das unterstreicht noch einmal die Aussage, dass die Welt
nicht immer so einfach in Gut und Böse einzuteilen ist.
Bei dieser Reihe ist die Lektüre der originalen Fassung
gegenüber der deutschen Übersetzung
definitiv ein Gewinn für den Lesegenuss. Oswald hat eine schöne, in
seine mittelalterliche Welt passende, dabei aber doch auch für
Nicht-Muttersprachler leicht verständliche Sprache. Außerdem ging in der
Übersetzung der ersten drei Bände allerhand auf sprachlicher Ebene verloren.
Neben Bezeichnungen wie dem »rose cord« gingen auch die sprachästhetischen
Aspekte der Drachennamen verloren. Statt sie in ihren walisischen Formen zu
lassen, wurden sie eingedeutscht. Aus dem originalen Namen von Benfros Mutter
Morgwm wurde so zum Beispiel Morgum. Eine der maßgeblichen Inspirationen
Oswalds für diese Reihe war die walisische Sprache, welche er selbst erlernt
hat, daher ist es sehr schade, dass das im Deutschen nicht erhalten wurde.
Leider trat die Handlung vor allem zu Beginn des Buches sehr
auf der Stelle. Nachdem der vorherige Band so rasant und spannend endete, ging
es vergleichsweise ruhig weiter. Dafür war das Ende umso packender, als im
letzten Drittel endlich angezogen wurde. Die Reihe hat ein sehr schönes Ende,
ein wenig bittersüß, aber doch sehr zufriedenstellend, sodass man auch später
wieder gern zu den Büchern greift und erneut Benfro auf seinen Abenteuern
begleiten möchte.
»The Obsidian Throne« ist definitiv ein schöner Abschluss
der Reihe, welche insgesamt zwar durchwachsen, aber doch lohnenswert zu lesen
war.
Daten
The Obsidian Throne,
The Ballad of Sir Benfro 5: ISBN 978-1-405-91780-3, Penguin Books, 2016, 7,99£
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