We're not meant to save the
world. We're meant to leave it.
–
Professor Brand in Interstellar
Was muss ich tun, damit ihr diesen Film seht? Was muss ich tun, damit
ihr ihn genauso liebt wie ich, Christopher Nolan dafür hypet und ihn in den
Olymp der Filmregisseure erhebt? Ihr müsst das tun, ihr habt
keine Wahl!
Denn dieser Film ist in meinen Augen nicht zu toppen.
Es gab einmal eine Zeit, da ich die Herr der Ringe Verfilmung für das
non plus ultra hielt, einfach, weil es Der Herr der Ringe und weil es das
Meisterwerk Peter Jacksons und Howard Shores war; sie haben beide danach nie
wieder etwas auch nur annähernd Vergleichbares auf die Beine stellen können.
Dann kam Avatar – Aufbruch nach Pandora, und ich beschloss,
dass es doch Filme gibt, die dem Herrn der Ringe das Wasser reichen können.
Dann sah ich Inception und wusste, dass Christopher Nolan zu
Großem bestimmt war. Und seine Bestimmung erreichte er mit Interstellar.
Die Regie wurde von Christopher Nolan geführt, das Drehbuch stammt von
ihm und Jonathan Nolan, und die Filmmusik wurde von Hans Zimmer komponiert.
Allein schon daran sieht man, dass hier das Beste vom Besten zusammenkommt. In
den Hauptrollen sehen wir Matthew McConaughey als Held Cooper, Anne Hathaway
als Dr. Amelia Brand, Jessica Chastain als Merph, Tochter Coopers, und Michael
Caine als Professor Brand, Dr. Brands Vater, sowie Wes Bentley als Doyle als
auch David Gyasi als Romilly.
In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhundert sieht die Erde ihrem Ende
entgegen. Genauer: Die Menschheit tut es. Ihre Feldfrüchte werden sukzessive
von Krankheiten dahingerafft und die Böden sind ausgelaugt. Regelmäßig ziehen
riesige Sandstürme über das ausgedörrte Land und entziehen dem Boden so noch
mehr Nährstoffe und Wasser, als ohnehin schon fehlt. Was noch wächst, ist Mais.
Endliche Felder voller Mais erhalten sechs Milliarden Menschen am Leben, doch
ist das nur noch ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Im Grunde ihres Herzens wissen die Menschen, dass es mit ihnen zu Ende
geht, und doch kämpfen sie weiter um ihr Überleben. Jedes Jahr sind die
Ernteausfälle größer, jedes Jahr ist ein Jahr näher dem Hungertot der Menschheit.
Cooper, ein ehemaliger Pilot der NASA, ist nun ein Farmer, ein recht
guter sogar. Seine Frau starb schon vor Jahren, und nun lebt er mit deren Vater
und seinen beiden Kindern Murph und Tom auf dem Land und bestellt seine
Maisfelder, irgendwie daran festhaltend, dass es schon besser wird.
Während eines Sandsturmes erlebt er eine seltsame Anomalie. Murph hat
ihr Fenster aufgelassen, sodass der Sand herein geweht wird. Als sie das
Fenster schließen, bemerken sie am Boden sonderbare Linien im Staub, wie sich
bald zeigt, hervorgerufen durch Gravitation. Sonderbarerweise ergeben diese
Linien einen Binärcode und dieser wiederum verschlüsselt Koordinaten. Murph,
die schon vorher diverse Anomalien in ihrem Zimmer bemerkte, indem Bücher in
einem bestimmten Muster aus ihrem Regal fielen, nennt dies ihren Geist und
denkt, dass er ihr etwas sagen will. Cooper glaubt zwar nicht an den »Geist«,
beschließt aber dennoch, den Koordinaten nachzugehen.
Zu seinem allergrößten Erstaunen führen die Koordinaten zum
bestgehütetsten Geheimnis der Regierung: einer unterirdischen Basis dessen, was
einst die NASA war und nun die Rettung der Menschheit darstellt.
Die Regierung kann nicht öffentlich machen, dass sie noch immer
Milliarden in die Weltraumforschung pumpt, während die Menschen in der Welt
verhungern. Dennoch wird, wie sich bald herausstellt, an diesem Ort daran
geforscht, wie die Menschheit zu retten ist. Dafür gibt es anscheinend nur
einen Weg: die Erde zu verlassen und eine neue Heimat unter einer neuen Sonne
zu finden.
Cooper trifft hier auf seinen alten Mentor Professor Brand, welcher ihn
für die Mission anheuern will. Cooper ist der beste Pilot, den die NASA
momentan hat, und Brand ist der Ansicht, dass niemand das Lazarus genannte
Projekt besser leiten kann als er.
Vor knapp 50 Jahren zeigten sich erste Anomalien in der Nähe des Saturn.
Bald, nachdem dies genauer untersucht wurde, zeigte sich, dass sich dort ein
Wurmloch geöffnet hatte. Doch es hatte sich nicht einfach so geöffnet, es wurde
augenscheinlich dort platziert. Ein Hinweis für die Menschen zu ihrer Rettung?
Das Lazarus Projekt startete daraufhin und die zwölf mutigsten Menschen, die
die Welt vielleicht je gekannt hatte, begaben sich auf eine Reise ohne
Wiederkehr. Sie sollten durch das Wurmloch und hinein in eine völlig anderen
Galaxie fliegen, um dort nach bewohnbaren Planeten zu suchen. Sie sandten Daten
ihrer Planeten zurück zur Erde, doch nach und nach erstarben die Signale. Das,
was jedoch ankam, war nicht völlig hoffnungslos. Auf einigen ausgewählten
Planeten schien Leben möglich zu sein.
Nun gilt es, genau das zu überprüfen, und dazu wurde die Crew der Endurance
auserwählt, bestehend aus den schlauesten und mutigsten Köpfen der NASA: Dr.
Brand, Professor Brands eigene Tochter, Doyle, Romilly und zu guter Letzt
Cooper, der Kopf der Mission und ihr fähigster Pilot. Es ist an diesen
Menschen, eine neue Heimat für die Menschheit zu finden, einen Planeten, der
bewohnbar ist.
Ganz augenscheinlich handelt es sich hier also um Science Fiction, doch
nicht die übliche abgedroschene Hollywood Version dessen mit Aliens und
Laserwaffen und all dem Kram, sondern etwas, das in höchstem Maße realistisch
dargestellt wurde. Sicher gibt es noch immer viele phantastische Elemente wie
die fünfdimensionalen Wesen (und was es sich dabei handelt, wird am Ende des
Filmes in Teilen aufgeklärt, daher schweige ich hier dazu), die das Wurmloch
platzierten und am Ende Cooper ermöglichten zu tun, was er tat, um die
Menschheit auf den richtigen Weg zu führen, oder auch das Wurmloch. Doch das
Positive daran ist, dass der Film weder zu wissenschaftlich wird und auf Biegen
und Brechen versucht, auch diese Dinge zu erklären, noch, dass er zu platt ist.
Ich bin nun weiß Gott keine Physikerin, doch ich schätze den Film so ein, dass
er genau das auf einer ausreichenden Basis erklärt, was er erklären muss, um
weder zu platt noch für den Laien zu verwirrend zu sein.
Hauptelement des Filmes ist Zeit sowie Relativität. Und Stille. Ja,
Stille, eine so großartige und beeindruckende Stille, dass ein nicht zu
verachtender Teil der Intensität des Filmes auf ihr basiert. Wie bereits
gesagt, wurde die Musik von Hans Zimmer komponiert, dem Großmeister und den
Filmmusikkomponisten. Der Film erzählt nicht nur die Geschichte mutiger
Entdecker, die einen Weg suchen, die Menschheit zu retten, sondern auch die
Geschichte eines Vaters, der verzweifelt versucht, seiner Tochter ein besseres
Leben zu ermöglichen und sie dabei nicht völlig zu verlieren. Die drei
Planeten, die am vielversprechendsten wirken und die untersucht werden sollen,
gruppieren sich um das Schwarze Loch namens Gargantua. Auf einigen dieser Planeten
herrscht daher eine ungleich höhere Gravitation als auf der Erde, und zwar in
dem Maße, dass selbst die Zeit auf ihnen langsamer verläuft. Im Laufe des
Filmes gehen daher für Cooper etliche Dekaden verloren, in denen seine Tochter
unweigerlich altert, er jedoch kaum.
Hans Zimmer fängt die großen Emotionen dieses Filmes meisterlich in
seiner Musik ein, auch wenn diese noch viel mehr in Zusammenhang mit den
Bildern und den Emotionen der Charaktere wirken. Die Musik ist nicht anders als
mit »gewaltig« zu beschreiben. Eines der zentralen Elemente ist die Orgel,
welche immer wieder zu hören ist. Gerade durch sie kommt die Gewaltigkeit des
Universums zum Tragen, gegen welche der Mensch so klein und unbedeutend wirkt. Und
nicht zu vergessen die Stille. Ich habe noch nie einen Film gesehen, welcher so
perfekt und eindrucksvoll mit Stille arbeitet, Momente der vollkommenen
Abwesenheit jeglichen Tons, in denen man meint, eine Feder zu Boden fallen zu
hören. Es sind Momente der Gänsehaut und Schauer, die einem den Rücken hinab
laufen.
Ehrlich, dieser Film macht mich emotional fertig. Ich kann ihn wieder
und wieder sehen, es ist immer dasselbe: Er nimmt mich einfach mit, in allen
nur erdenklichen Weisen, wie ein Film einen mitnehmen kann. Ich wusste, wie der
Film ausgeht und entgegen zu allen anderen Filmen macht das diesen Film nur
umso besser, denn die Dramatik und das bittersüße Ende sind einem so von Anfang
an bewusst. Dennoch saß ich da, hab auf meinen Fingernägeln gekaut, Rotz und
Wasser geheult und konnte die Spannung einfach nicht mehr ertragen. Der Film
reißt einen mit, presst einen in den Sitz und fesselt einen bis zum bitteren
Ende an den Bildschirm. Denn auch wenn die Spannung zwischenzeitlich
vermeidlich nicht mehr zu ertragen ist, kann man doch nicht von ihm lassen,
muss weiter sehen, mit Cooper leiden und hoffen und beten und weinen und kann
doch nicht glauben, dass die Mannschaft der Endurance wirklich Erfolg haben
soll.
Seht ihn euch an! Der Film ist ein Erlebnis, das man nicht missen sollte.
Doch was rede ich eigentlich noch? Bilder sagen manchmal mehr als Worte.
Do not go gentle into that
good night,
Old age should burn and rave
at close of day;
Rage, rage against the dying
of the light.
-
Aus »Do not go gentle
into that good night« von Dylan Thomas, im Film oft zitiert von Professor
Brand
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