Der letzte Roman der Romansammlung von Philip K. Dick ist
»Marsianischer Zeitsturz«. Seine zentrale Frage ist, wann wir unseren Sinnen
noch trauen können und wann der Übergang zur Geisteskrankheit erfolgt. Er wird
als der verrückteste der Sammlung angesehen, und auch wenn es lange nicht so
scheint: Das ist mehr als zutreffend.
Eine Gruppe von Mars-Kolonisten, die sich in psychiatrische
Behandlung begibt. Ein kleiner Junge, der vor und zurück durch die Zeit stürzt.
Ein Universum, das zunehmend aus den Fugen gerät.
[Quelle: Klappentext]
Der »Marsianische Zeitsturz« beginnt harmlos, indem er das
Leben einer Gruppe von Marskolonisten schildert. Exemplarisch wird die Handlung
aus der Sicht mehrerer Personen erzählt, die alle ihre Rolle in der Kolonie zu
spielen haben. Sehr schön wechselt gerade am Anfang der POV; die Charaktere geben
sich sozusagen gegenseitig den Staffelstab in die Hand und es sind fließende
Übergänge. Mir gefällt, dass sich die Handlung zunächst auf die Alltagsprobleme
einer Kolonie auf dem Mars konzentriert, die Sorgen und Nöte der Kolonisten und
ihre Bestrebungen, autark zu leben, aber doch nicht auf alle Annehmlichkeiten
von Mutter Erde zu verzichten.
Ganz klammheimlich beginnt das Buch, so richtig verrückt zu
werden, als es mehr und mehr um den schizophrenen Jungen Manfred Steiner zu
gehen beginnt. Um wirklich zu begreifen, was da besonders am Ende von statten
ging, muss man das Buch wahrscheinlich mehrmals lesen. Es war völlig abgedreht!
Irgendwie passte das aber auch sehr gut dazu, immerhin ging es sehr stark um
Schizophrenie.
Man muss aber auch sagen, dass sich das Buch für seine 360
Seiten doch sehr zieht. Irgendwo am Ende habe ich auch den Faden verloren, als
es so richtig abgedreht wurde. Gegen Ende hin hat auch das Lektorat ein wenig
geschwächelt.
Ein ziemlich tolles Detail ist, dass die Bücher, obwohl sie
keine Reihe bilden, doch zusammenhängen. Die jeweilige Handlung der Romane ist
völlig unabhängig voneinander, ein paar Details geben aber den Hinweis. In
allen Romanen ist von Marskolonien die Rede, der dritte spielt ja sogar in
einer. Im dritten Roman werden in einem Nebensatz die besonderen Fähigkeiten
einiger Menschen angesprochen, die im zweiten Roman die zentrale Rolle spielen,
und so weiter.
Auch »Marsianischer Zeitsturz« ist ein sehr anspruchsvoller
Roman, und auch hier kann es sehr schnell passieren, dass man den Faden
verliert, weil es zu abgedreht ist, was Herr Dick hier präsentiert. Ein
bisschen bleibt auch die Frage: Was ist hier Fiction und was entspricht den
Tatsachen?
Autor: Philip K. Dick
Titel: Marsianischer Zeitsturz
Original: Marsian Time-Slip
Sprache: Deutsch
Reihe: Nein
Seiten: 368 von 847
Originalpreis: 14,00€
Verlag: Heyne
Genre: Science Fiction
ISBN: 978-3-453-52583-2
Erscheinungsjahr: 2013
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