Kringel für die Welt!
Christoph
Hardebusch liest auf der Leipziger Buchmesse aus »Schattenkaiser«.
Zugegeben,
auf der Messe eine entspannte Lesung zu veranstalten, ist eine Kunst.
Ständig ziehen Menschen an einem vorbei, es ist laut, die
benachbarten Veranstaltungen machen nicht weniger Lärm als die sich
unterhaltenden Messegäste und überhaupt ist immer etwas los. Und
wenn es Robert Corvus ist, der sich im Hintergrund entlang
schlängelt.
Irgendwie
schafft es die Leseinsel Fantasy dennoch, tatsächlich eine Insel im
hektischen Strom der Messe zu sein. Schon am Donnerstag, dem
eigentlich ruhigsten Tag der Messe, ist allerhand los. Leute kommen
und gehen, schauen, lauschen, oder nutzen die Gelegenheit einfach, um
zu essen und dabei was zum Gucken zu haben. Alles ist wie immer. Nur
die charmante Moderation von Richard Haxel fehlt irgendwie; der
Streit der Buchmesse mit WerkZeugs hinterlässt seine Spuren. Dieses
Jahr heißt es also: Selbst ist der Autor! Oder die Autorin.
Auch
Christoph Hardebusch kündigt sich selbst an. Nach einigen Worten zu
sich und seinem neuesten Roman »Schattenkaiser« beginnt er zu
lesen. Die Wahl fiel auf Prolog und das erste Kapitel, in dem einer
der Hauptprotagonisten, Dariush, vorgestellt wird. Sie ist gut
getroffen worden, denn diese Kapitel enthalten einige der
Schlüsselszenen des Romans und sicher auch die ansprechendsten
Stellen.
Die
Technik ist gut eingestellt, für den aktuellen Betrieb fast sogar
schon ein bisschen zu laut. Aber so ist garantiert, dass wirklich
jeder den Worten des Autoren lauschen kann.
Man
kann ihm gut folgen, auch wenn er manchmal, besonders gegen Ende,
über seine eigene Zunge stolpert, wenn die Worte ungeduldig werden
und alle auf einmal raus wollen.
Die
Lesung ist eine Lesung in Reinform. Informativ, man bekommt einen
guten Einblick in das Buch und ein paar Zusatzinformationen
obendrauf, aber nichts, was auf Dauer im Gedächtnis bleibt. Spannend
ist mitunter, was am Rand passiert.
Eine
Mutter lauscht gespannt mit ihrem Kleinkind. Das Kind scheint jedoch
nicht viel von Dariush zu halten und quängelt. Ehe es in einem
Trotzanfall endet, beschießt die Mutter, ihre Sachen zu packen. Das
Kind entdeckt jedoch die Technik, die am Rande der Bühne steht, und
findet, dass das ein viel spannenderer Spielplatz ist als diese olle
Lesung. Ein Autor ist an diesem Kind wohl nicht verloren gegangen,
dafür aber vielleicht ein Techniker …
Im
Anschluss gab es für eine Handvoll Fans Kringel in ihre Bücher.
Eigentlich war das mit dem Kringel nur ein Scherz, aber zumindest ich
habe jetzt neben der Signatur noch einen formschönen Kringel im
Buch. Und wenn ich mir so ansehe, was er mir noch dazu schrieb, und
bedenke, dass der dreiköpfige rote Drache der Targaryens unter
seinem Hemd hervorluge, frage ich mich, ob der Autor mich dazu
anstiften will, den Eisernen Thron für mich zu erobern … Fire and
Blood!
Die
Veranstaltung: Christoph Hardebusch liest aus
Schattenkaiser, Moderation: Christoph Hardebusch, Leseinsel Fantasy,
23.3.2017, 15.00 Uhr
Das Buch:
Christoph Hardebusch:
Schattenkaiser. Piper, München 2017, 416 Seiten, 14,99 Euro, E-Book
12,99 Euro
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Die Kommentarfunktion auf dem Blog ist abgestellt, um Spam zu vermeiden, aber auch, weil ich all der relativierenden "Ja, aber ...!"-Kommentare müde wurde, die sich mehr und mehr häuften, besonders bei Posts, die keine reinen Rezensionen waren. Ihr könnt mich immer noch über Twitter erreichen.
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.