Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Freitag, 10. März 2017

Freitagsprobe: Die Magie der Namen von Nicole Gozdek

Quelle und ©: Verlag
Bücher, die irgendwas mit meinem Studium zu tun haben, interessieren mich immer. Auf »Die Magie der Namen« von Nicole Gozdek hatte ich allerdings schon ein Auge geworfen, bevor ich mein Wahlfach Onomastik (Namenkunde) belegt hatte. Danach war es allerdings noch einmal um ein vielfaches interessanter. Hier wird den Menschen mit der Verleihung ihrer Namen nicht nur ihre Seele gegeben, wie es in germanischer Zeit Brauch war, sondern gleich ihre ganze Identität, ihr komplettes Leben.

Der 16-jährige Nummer 19 träumt insgeheim davon, als Erwachsener ein Held und bedeutender Name zu werden. Die 19 hat ihm in seinem Leben bisher kein Glück gebracht. Doch als der Tag der Namensgebung endlich gekommen ist, lösen sich seine Hoffnungen in Unglauben auf. Er erhält einen Namen, den keiner zu kennen scheint. Wer ist dieser Tirasan Passario, dessen Namen er für den Rest seines Lebens tragen wird? Nur das große Namensarchiv in der Hauptstadt Himmelstor kann ihm Auskunft geben. Gemeinsam mit dem Krieger Rustan Polliander und dessen Freunden macht er sich auf in die weit entfernte Stadt. Doch die Reise entpuppt sich als gefährlicher als erwartet. Namenlose und dunkle Verfolger trachten der Gruppe nach dem Leben. Und auch sein eigener Name hält noch einige Überraschungen für Tirasan bereit ...
[Quelle: Klappentext, Verlag] 


Ich finde das Konzept, das diesem Buch zugrunde liegt, sehr spannend und ansprechend! Wie bereits eingangs erwähnt, wurde einem Menschen in germanischer Zeit mit seinem Namen auch seine Seele verliehen. Das Grundkonzept der Magie, die in Namen liegt, ist in diesem Buch ganz ähnlich, geht aber sogar einen Schritt weiter. Die Leseprobe umfasst die Zeremonie der Namensgebung. Dabei wird beschrieben, wie jede Nummer, wie die Kinder vor ihrer Namensgebung genannt werden, ihren Personennamen und den Namen einer Dynastie bekommen. Der Dynastienamen bestimmt, welchen Beruf man später ausüben wird. Gleichzeitig verändert das sogar den Körper. Wird man beispielsweise ein Elitekrieger, Polliander genannt, verändert sich die Statur, die Person wird durch die Magie des Namens kräftiger und muskulöser.

Während der Leseprobe fragte ich mich: Sind Nummern nicht auch so etwas wie Namen? Nummer 19 sagt selbst, dass es große Nummern gibt, kleine Nummern, Mitläufernummern und so weiter. Einem Menschen eine Nummer statt einem Namen zuzuordnen, nimmt ihm eigentlich die Identität, aber dennoch sind die Nummern, die in der Leseprobe vorgestellt werden, sehr individuell. Und so anonym sind Nummern als Namen eigentlich auch nicht. Bei den Römern war es sehr beliebt, die Kinder einfach durchzunummerieren. Primus, Tertius und so weiter. Genau so ist das hier. Dass hier zu Beginn nur Nummern statt Namen stehen, wirkt auf den ersten Blick vollkommen anonym, aber bei genauerem Hinsehen entdeckt man doch die Individualität der Nummern.

Ich frage mich auch, was die Namensgebung mit den Kindern macht. Damit wird immerhin quasi ihr ganzes Leben bestimmt. Die meisten Nummern wirken recht zufrieden mit ihrem Namen, nur Nummer 19 hat wenig Glück damit, wie der Klappentext verrät. Er wünscht sich sehr, ein Polliander zu sein, stattdessen weiß er immer noch nicht, was er mit seinem Namen und damit seiner Persönlichkeit anfangen soll. Ich hoffe sehr, dass das Buch sich mit der Frage beschäftigt, wie sehr sich ein Mensch von äußeren Einflüssen (die Namensgebung durch einen Zeremonienmeister ist ja ein solcher) bestimmen lässt und wie viel von ihm selbst kommt.

Einziges Manko, das ich in der Leseprobe ausmachen konnte, ist die Erzählperspektive der ersten Person. Ich mag Ich-Erzähler schlicht nicht. Gelegentlich scheint auch eine sehr moderne Sprache durch: »Ein Polliander zu sein, war so was von grandios!« Passt irgendwie nicht in eine Welt, die sich nicht unbedingt als äquivalent zu unserer Moderne sieht. Jedenfalls erschien es mir in der Leseprobe so; es gibt Krieger, von Land zu Land ziehende Händler und so weiter. Das wirkt eher wie eine klassische, pseudo-mittelalterliche Fantasywelt, statt etwas, wo ein Spruch, der sehr nah an »So cool!« vorbei schrammt, hinpassen würde.

Trotzdem, das Buch reizt mich sehr, und die Leseprobe bestätigt mir, auf jeden Fall einmal einen Blick hinein zu werfen. Nicht gleich heute oder morgen, aber bald.


Die diesem Text zugrunde liegende Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite des Buches.


Autor: Nicole Gozdek
Titel: Die Magie der Namen
Original: Die Magie der Namen
Sprache: Deutsch
Reihe: Band 1
Seiten: 368
Originalpreis: 16,99€
Verlag: ivi bei Piper
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-492-70387-1
Erscheinungsjahr: 2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Die Kommentarfunktion auf dem Blog ist abgestellt, um Spam zu vermeiden, aber auch, weil ich all der relativierenden "Ja, aber ...!"-Kommentare müde wurde, die sich mehr und mehr häuften, besonders bei Posts, die keine reinen Rezensionen waren. Ihr könnt mich immer noch über Twitter erreichen.

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.