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Lynn bemerkt an ihrem Geburtstag, wie sich auf der Haut
ihres Unterarms ein Sternenbild abzeichnet. Die einzelnen Punkte leuchten und
Lynn versucht verzweifelt, sie zu verstecken. Als nicht nur die Sterne auf
ihrem Arm, sondern auch sie selbst zu leuchten beginnt, ist nichts mehr, wie es
war. Dunkle Schatten jagen sie – die Wächter des Mondes. Und sie begegnet Juri,
der ihr erzählt, sie sei eine Prinzessin – kein Waisenkind. Trotz Lynns
Unglauben folgt sie dem Mondkrieger und stellt sich ihren Verfolgern. Juri
verliebt sich in Lynn, doch sie ist einem Prinzen bestimmt und nicht ihm…
Ehrlich gesagt sprechen mich weder Klappentext noch
Leseprobe sonderlich an. Der Klappentext verspricht furchtbares
Liebesdramalama, und die Leseprobe ist absolut nichtsaussagend.
Der Prolog besteht aus sechs Sätzen, die zusammen vielleicht
einhundert Worte ergeben und irgendwas von Kindern von Erde und Monds faseln,
die nichts voneinander wissen. Im ersten Kapitel tritt ein gewisser Juri auf,
dessen Rolle mir nicht wirklich klar wird, und im zweiten Kapitel Lynn, die irgendwas
mit Kampfsport am Hut hat und ihren Geburtstag aus irgendwelchen ominösen
Gründen nicht mag.
Toll … Jetzt weiß ich Bescheid …
Nein, im Ernst: Ich erwarte nicht, dass eine Leseprobe mir
gleich all meine Fragen beantwortet. Aber ein paar grundlegende Sachen sollte
sie schon klären; meine letzte Freitagsprobe zu »Magie der Namen« hat das sehr
schön gemacht. Eine Leseprobe muss ja nicht zwingend auf die ersten zwei, drei
Kapitel beschränkt sein, sondern kann theoretisch einen beliebigen Teil der
Geschichte aufgreifen. Ich glaube nicht, dass der Anfang der Geschichte hier
der geeignetste Teil gewesen war.
Überhaupt ist er aufgrund der fehlenden Aussage generell
ungeeignet als Einstieg in die Geschichte. Der Prolog ist ein Witz, den hätte
man sich auch schenken können. Diese Informationen stimmen absolut nicht auf
den Roman ein, sie hätten auch irgendwann anders kommen können. Beispielsweise
dann, wenn Lynn erfährt, wer sie wirklich ist, wie ich dem Klappentext
entnehme. Das erste Kapitel redet von einer verschwundenen Prinzessin, die
anscheinend schon ihr ganzes Leben lang verschwunden ist, und wo ich mich
frage, warum sie zum einen noch nicht gefunden wurde und warum ihr Vater da
immer noch so einen riesen Terz darum macht. Anscheinend hat er sie ja nie
sonderlich kennen gelernt. Kann er sie da wirklich ach so sehr lieben?
Irgendwie erscheint mir das alles sehr an den Haaren herbei gezogen.
Auch das zweite Kapitel hat eigentlich keine Aussage. Es
wird eigentlich nur geschwafelt, dass Lynn irgendwelche Probleme mit ihrem Geburtstag
hat, und sie davon auf gar keinen Fall jemandem etwas erzählen darf. Sonst
Weltuntergang oder so. Sie hat Probleme. Weder werden diese konkretisiert, noch
wird erläutert, warum das Probleme sind. Mit anderen Worten: Es kann mir auch
am Allerwertesten vorbei gehen, dass sie Probleme hat. Warum sollte mich das
also dazu animieren, dieses Buch lesen zu wollen? Mir wird immerhin nichts
gegeben, das mich dazu verleiten würde, irgendein Interesse für ihr Schicksal
zu haben oder gar mit ihr mitzufühlen.
Des Weiteren stört mich die Erzählperspektive. Die
Geschichte wird aus der ersten Person und im Präsens erzählt. Und zwar beide
POVs. Christoph Marzi macht das mit dem Wechsel des Erzählers ganz geschickt:
Die meisten POVs stehen in der dritten Person, nur die von Mortimer
Wittgenstein in der ersten, die Übergänge sind elegant und fließend. Hier
empfinde ich sowohl den Tempus als etwas steif, als auch die Überschriften mit
dem Namen des jeweiligen Protagonisten als sehr störend. Es ist nie schön, wenn
der Name des aktuellen POV-Charakters über dem Kapitel steht, das ist auch bei
Martin nicht schön. Hier ist es ein notwendiges Übel, weil irgendeine Plage der
Literatur sagte: »Du musst grundsätzlich in der ersten Person schreiben! Du
hast die Wahl zwischen Verwirrung der Leser oder störende Namen über dem
Kapitel!«
Es mag daran liegen, dass ich zu viele schlechte Texte
gelesen habe, die in der ersten Person geschrieben sind, aber ich mag diese
Erzählperspektive einfach nicht. Hier hätte sich so viel vermeiden und
verbessern lassen, indem man einfach eine andere Perspektive wählt.
Auch das Tempus sagt mir nicht zu. Man kann im Präsens
schreiben, dann muss man jedoch ein geübter Schreiber sein, der das so
geschickt und elegant schreibt, dass das ungewohnte Tempus nicht auffällt und
sich ganz natürlich anfühlt. Ich bin hier ehrlich gesagt einige Male darüber
gestolpert.
So langsam frage ich mich, ob sich hier nicht gewisse
Parallelen zu Suzanne Collins‘ »Hunger Games« ausmachen lassen, eine Reihe, bei
der ich wirklich sage, dass die Übersetzung eine Verbesserung des Originals
ist. Collins kann einfach nicht schreiben, aber auch sie schreibt in der ersten
Person und im Präsens.
Vielleicht hat das restliche Buch mehr und sinnvollere Aussagen.
An dieser Stelle kann ich nur über die Leseprobe urteilen, und diese gibt mir
absolut nichts, von dem ich sagen würde: Gut, da kann man vielleicht irgendwann
mal mehr darüber nachdenken. Mit anderen Worten: Diese Leseprobe hat mich nicht
davon überzeugt, dieses Buch lesen zu wollen.
Die von mir gelesene Leseprobe findet man hier:
Autor: Ava Reed
Titel: Mondprinzessin
Original: Mondprinzessin
Sprache: Deutsch
Reihe: ?
Seiten: 256
Originalpreis: 12,00€
Verlag: Drachenmond Verlag
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-95991-316-4
Erscheinungsjahr: 2016
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